FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Big brother is watching you (Hochdeutsch)

09.09.2025

Man sagt ja immer, dass das Leben mit all dem technischen Fortschritt, den wir zweifellos haben, immer leichter und einfacher wird. Man muss aber auch sehen, dass vieles auch schwerer und komplizierter geworden ist. „Big Brother is watching you!“, oder wie wir sagen würden: „Dein großer Bruder beobachtet dich!“ Ständig und überall! Ein paar Beispiele: Wenn du früher aus dem Haus bist, in dem dein gutes altes Festnetz-Telefon stand (das große mit der Wählscheibe, dem schweren Hörer und der langen Schnur …), warst du fort und kein Schwein konnte wissen, wo du bist. Niemand konnte dich unterwegs anrufen, niemand konnte über „Standort teilen“ oder gar „Live-Standort teilen“ sehen, wo du dich herumtreibst, und niemand machte dir Vorwürfe, wenn du nicht ans Telefon gingst, wenn er dich zu einem x-beliebigen Zeitpunkt unterwegs angerufen hatte. Ganz schlimm ist es heute auch für die leidgeprüften LKW-Fahrer. Früher hast du deinem Disponenten zuhause gesagt, dass eine Straße gesperrt ist oder dass du wegen einer Baustelle im Stau stehst. Dann bist du in die Wirtschaft gegangen und hast in aller Ruhe gegessen und getrunken. Heute??? Der Disponent sieht über GPS auf den Meter genau, wo du bist, und scheucht dich kreuz und quer durch Deutschland und halb Europa. Nächstes Beispiel: der Fußball. Es wird penibel ausgewertet, wie viele Kilometer du in einem Spiel gelaufen bist, wie viele Zweikämpfe du verloren oder wie viele Fehlpässe du gespielt hast. Und in der Auswertung über dich ist zu lesen: „Der Spieler hat in der ersten Halbzeit sechsmal die Frisur gerichtet und zwischen der 60. und der 70. Minute durch Meckern 250 Kalorien verbraucht. Mehr als beim Warmmachen vor dem Spiel!“ Man fragt sich im Nachhinein, wie früher manches funktioniert hat. Wenn heute ein Stammtisch mit dem Bus zum Oktoberfest oder ein Fanklub zum Fußball nach München fährt, und jemand auf der Rückfahrt den Bus verpasst, ruft er mit seinem Smartphone im Bus an, lässt sich mit dem Taxi nachfahren und ist ab dem nächsten Parkplatz wieder dabei. Früher? Keine Chance!!! Wenn du damals in München den Bus verpasst hast, war es vorbei! Im Bus niemand erreichbar, du selbst auch nicht, und die einzige Möglichkeit für den Reiseleiter war, an einer Raststätte von der Telefonzelle aus zuhause bei der Mutter anzurufen, um auszurichten, dass der Klaus einen Tag später heimkommt als der Bus. Ja, in Zeiten, wo der Kühlschrank intelligenter ist als der, der ihn auffüllt und sich daraus bedient – kein Wunder. Und ganz schlimm: Ein moderner Kühlschrank meldet deiner Krankenkasse automatisch, wie oft du Bier statt Bio-Joghurt hineingestellt hast. Schwere Zeiten!!! Servus, der Eustach.


<< zurück