FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Mehr Urinale als Kapellen beim Festzug? (Hochdeutsch)

22.10.2024

Neulich habe ich das Rundschreiben einer VG an Vereine in die Hände bekommen, bei dem es um Schanklizenzen und Ausschrankgenehmigungen ging. Und wie so oft gestaunt! Wörtlich war zum Beispiel zu einer Schanklizenz zu lesen: „Eine Schanklizenz muss immer dann beantragt werden, wenn alkoholische Getränke mit einer Gewinnerzielungsabsicht im öffentlichen Raum auch an vereinsfremde Personen ausgeschenkt werden.“ Da muss man auch erstmal darauf kommen! Ich war dann interessiert und habe in dem Dokument etwas rumgestöbert. Irgendwann ging es im „Formular zur Beantragung zur Erlaubnis einer vorübergehenden Genehmigung zum Ausschank von Alkohol“ unter der Überschrift „Was sonst noch zu beachten ist“ auch um „Toilettenanlagen anlässlich des Betriebes oder ähnlichen vorübergehenden Gaststättenbetrieben“. Gelernt habe ich, dass ein Bierzelt im Amtsdeutsch als „fliegender Bau“ bezeichnet wird, und dass genau vorgeschrieben wird, wie viele Toiletten in Abhängigkeit von der Größe vom Bierzelt gebraucht werden. Bei „Berechnungsbeispiel für ein Bierzelt“ war erklärt: „Größe des Bierzeltes 40 x 60 qm = 2.400 qm. 2.400 / 350 = aufgerundet 7“. Grundlage für die Zahl 350 ist übrigens, dass je angefangenen 350 qm Schankraum 1 Spültoilette für Männer, 2 Urinalbecken oder 2 lfd. Meter mit Rinne und 2 Spültoiletten für Frauen nötig sind. Weiter ging’s. „Erforderlich sind im Beispiel: 7 x 1 = 7 Spültoiletten für Männer, 7 x 2 = 14 Urinalbecken oder 7 x 2 = 14 lfd. Meter Rinne und 7 x 2 = 14 Spültoiletten für Frauen.“ Und: „In den einzelnen Toilettenanlagen sind jeweils Handwaschgelegenheiten mit fließendem Wasser bereitzustellen.“ Und mir ist wieder meine Kategorie „Wie war es früher, wie ist es heute?“ eingefallen. Früher: Bierzelt, 40 x 60 m, Kreismusikfest, Tausende von Leuten, Musikanten und Publikum. Pissoir für die Männer: nicht weit vom Zelt weg, ein paar Birkchen hin genagelt, eine alte Dachrinne mit etwas Gefälle rein, fertig. Handwaschgelegenheit? Fehlanzeige! Ganz nach dem Motto: „Passt halt auf, dass ihr euch nicht auf die Hände bieselt.“ Heute: siehe oben. Ja, so ändern sich die Zeiten. Auch in anderer Hinsicht. Als ich neulich mit dem Organisator eines Kreismusikfestes anno 2024 gesprochen habe, hat der gejammert, weil die Kinder des Dorfs beim Festzug die Schildchen nicht tragen wollten. Fazit: Fachkräftemangel aller Orten. Und: bald haben wir bei einem Musikfest mehr Urinale als Kapellen! Servus, der Eustach.


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