FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Von Papierzipfelchen und Malzgeruch

27.08.2024

Dass die Welt derzeit jede Menge richtig große Probleme hat, dürfte ja außer Zweifel stehen. Pandemie, Krieg, Inflation, Klimakatastrophen, Flüchtlingskrisen, und und und. Trotzdem finde ich es immer wieder seltsam und irgendwie komisch, dass wir uns alle wie wir sind nicht gerade über die großen Krisen, sondern eher über die kleinen Missgeschicke aufregen. Wenn ein Ehepaar vor dem Fernseher sitzt, Nachrichten schaut und gemeldet wird, dass irgendwo auf der Welt wieder ein Krankenhaus bombardiert wurde, bleiben beide ruhig und lassen die Nachricht stillschweigend über sich ergehen. Geht die Frau kurz in die Küche und er lässt im Wohnzimmer einen lauten Schrei los und flucht, fragt sie aus der Küche raus, ob schon wieder ein Erdbeben oder eine Sturzflut gemeldet wurde „Nee, mei Bierfläschle hab‘ ich umgschmisse, Dunnerkeil noch a maal!!!“ Aber was ist denn ein umgefallenes Bier gegen einen Terroranschlag, eine Schlammlawine auf ein Dorf oder einem Bombenangriff im Gaza-Streifen? Dreck!!! Aber meine Rede: so richtig aufregen tun wir uns über Lapalien. Umgedreht freut man sich nicht selten über Dinge, von denen man es eigentlich nicht vermuten würde. Gerüche zum Beispiel. Meine drei Favoriten: wenn ein Bauer ein Feld ackert, man mit dem Fahrrad vorbeifährt und die frische Erde riecht. Oder der Dampf, wenn man beim Grillen Bier auf die heißen Bratwürste kippt. Oder der Malzgeruch, wenn in der Nähe Bier gebraut wird. Bei den nächsten beiden Sachen, über die ich mich immer wieder freue, werdet ihr sagen: der ist doch nicht ganz sauber! Mir egal. Ich freue mich zum Beispiel, wenn eine Rolle Klopapier zu Ende geht und sich beim letzten Blatt auch das letzte Fitzelchen Papier so richtig schön und komplett von der Rolle löst. Echt! Oder wenn ich ein gekochtes Ei schäle und nach dem berühmten Klopfer, damit sich die Schale auf der einen Seite zerdrückt, sich diese Schale gleich von Anfang an in möglichst großen Stücken schön lösen lässt und nicht ständig wertvolle Teile vom Ei mit abgehen Der Höhepunkt und Gipfel der Freude dann ganz am Ende, wenn ich unten angekommen bin und sich das untere Häubchen der Schale beim Ablösen komplett und ohne jede Spur von Ei löst. Und mein Ei so vollkommen bleibt, im Licht weiß glänzt und keinerlei Schälverletzungen aufweist. Ja, ich weiß, ich bin nicht ganz dicht, aber das ist mir egal. Ich freue mich trotzdem auch weiterhin über solche unscheinbaren Dinge! Servus, der Eustach.


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