FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Rechenspiele um den Plua (Hochdeutsch)

02.07.2024

Anselm Vogt, ein deutscher Gymnasiallehrer, Kabarettist und Jazzmusiker, hat treffend formuliert: „Feste waren einst Unterbrechungen des Alltags, in der heutigen Spaßgesellschaft unterbricht der Alltag zuweilen die Feste.“ Stimmt! Landauf, landab wird gefeiert, dass die Schwarte kracht! Aber es bleibt uns in Zeiten wie diesen ja gar nichts anderes übrig. Fasching, Kirchweih und die gesetzlichen Feiertage, ob weltlich oder kirchlich, gibt es jedes Jahr. Eine gewisse Regelmäßigkeit und Tradition ist wichtig und auch in der Politik oder im Sport gibt es diese Regelmäßigkeit. Der Bundestag wird alle vier, der Landtag in Bayern alle fünf und die Bürgermeister und Stadt-/Gemeinderäte werden alle sechs gewählt. Olympische Spiele, Fußball-WM und Fußball-EM sind alle vier Jahre, die Passionsspiele in Sömmersdorf alle fünf und die in Oberammergau alle zehn Jahre. Den Vogel an Regelmäßigkeit im Extremen schießt aber Reichenbach ab! Da gab es neulich das „Plua-Fest“ und das ist offiziell wie folgt erklärt worden: „Das Planfest, im Volksmund „Plua“, wurzelt aus einer alten Tradition und wird in Reichenbach nur alle 25 Jahre gefeiert.“ Ja, richtig gelesen, nur alle 25 Jahre wird das Fest im Münnerstädter Stadtteil mit glorreicher Fußballtradition gefeiert. Eine  Alltagsunterbrechung nur alle 25 Jahre – vorbildlich!!! Und was das auf die Leute in Reichenbach für dramatische und zum Teil hochunglückliche Auswirkungen haben muss! Angenommen, ein junges Mädchen oder ein junger Bursch waren heuer, vor knapp zwei Wochen, als der Plua nach 1974 wieder war, 14 Jahre alt. Da durften sie oder er noch nicht mitmachen. 2049, wenn das nächste Plua-Fest stattfinden wird, sind die zwei dann 39 Jahre alt, glücklich verheiratet, haben zwei Kinder und dürfen, weil verheiratet, wieder nicht mitmachen. Jetzt könnte ein heute 16-jähriger Bursche aus Reichenbach aber ja sagen, gut, dann heirate ich halt nicht und bleibe Junggeselle. Ist heute eh schon fast die Regel. Bei den nächsten drei Plua-Festen ist er, da nicht verheiratet, frei und ungezwungen, darf dabei sein und ist dann 41, 66 bzw. 91 Jahre alt. Der kann sich dann nur noch an eines der vier Feste erinnern. Beim ersten, mit 16, hatte er garantiert einen Filmriss und weiß nichts mehr davon, beim letzten mit 91 im Jahre 2099, weiß er am Dienstag danach schon nicht mehr, was am Wochenende zuvor war. Und abschließend zu Junggesellen: sie vermehren sich nicht und sterben trotzdem nicht aus! Servus, der Eustach.


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