Fredis Glosse
Der letzte Bernhardiner (Hochdeutsch) | 21.05.2024 |
Die Überschrift habe ich in Anlehnung an den bekannten Roman und Film „Der letzte Mohikaner“ gewählt. Ich sage nur Lederstrumpf, Hellmut Lange, Chingachgook, Unkas, Oberst Munroe, Alice und Cora, Delawaren und Huronen. Immer wenn irgendwo von „Der/die/das letzte ……..“ die Rede ist, wird man zwangsläufig wehmütig. Wenn die letzte Kuh aus dem Stall getrieben wird, weint selbst der härteste und knorrigste Bauer, wenn das letzte Kind aus dem Haus auszieht, verdrücken die Eltern eine Träne, wenn die letzte Wirtschaft in einem Dorf für immer zuschließt, legt sich ein Schleier von Traurigkeit über das Dorf und wenn irgendwann in naher oder ferner Zukunft die letzte Brauerei im Landkreis zumacht, sind die Biertrinker traurig. Es ist einfach so: allem, was jahrelang da war und dann weg ist, wird nachgetrauert, allem, was neu ist und man nicht kennt, erst einmal misstrauisch beäugt. Wehmut wird nicht umsonst als „Verhaltene Trauer und stiller Schmerz bei der Erinnerung an etwas Vergangenes oder Verlorenes“ definiert. Manches, das verschwindet, wird lange vorher groß angekündigt und es wird auch ausführlich darüber berichtet, bei anderen Dingen erfährt man erst Wochen später, dass es weg ist. Ich bin neulich wehmütig geworden, als ich gehört habe, dass der letzte Bernhardiner am Kloster Kreuzberg, der „Joseph“, am 28. Dezember letzten Jahres friedlich entschlafen ist - und nicht ersetzt werden soll. Es wird am Kloster Kreuzberg nach Jahrhunderten also keine Bernhardiner mehr geben. Wehmut, Trauer, Erinnerungen. Irgendwie aber auch verständlich in Zeiten wie diesen. Lawinen am Kreuzberg werden mit dem Klimawandel zunehmend seltener und die Leute, die in einem Schneesturm versinken und wie früher in der Rhön sehnsüchtig auf einen großen Hund mit einem Fässchen mit Schnaps um seinen Hals gewartet haben, werden in Zeiten von Smartphone und Standortteilung auch immer seltener. Und manche Zeitgenossen würden nicht einmal trinken, wenn der Hund mit seinem Schnaps da wäre. Und das Kloster kann sich einfach keinen Hund mehr leisten. Den Hund vielleicht schon, aber nicht dessen Betreuung. Fachkräftemangel. Der unvergessene Ludwig Klebl, der die Bernhardiner am Kreuzberg zuletzt liebevoll versorgt hat, ist gestorben, die verbliebenen Patres und Brüder sind zu alt und einen weltlichen Mitbürger nur für einen Hund einzustellen, ist nicht zu finanzieren. Haben wir halt wieder eine schöne Tradition verloren und sind wehmütig. Tragt es mit Fassung. Servus, der Eustach. |
|
<< zurück |