FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Die Rückkehr der Alten (Hochdeutsch)

23.04.2024

Als begeisterter und langjähriger Blutspender war ich bei einem der letzten Termine schon etwas wehmütig, als mir jemand des freundlichen Personals mitteilte, dass es für mich jetzt so langsam aber sicher auf das Ende zugehen wird. Beim Blutspenden zumindest. Ein paar Jahre hätte ich mit meinen 64 Jahren schon noch, weil Männer in Bayern bis zum vollendeten 68. Lebensjahr spenden dürfen, aber dann wäre es halt vorbei. Aber jetzt!!! Für das Blutspenden gibt es - für Männlein und Weiblein - ab sofort keine Altersbeschränkung mehr! Zukünftig entscheidet nur noch die Ärztin oder der Arzt bei der Untersuchung kurz vor dem Spenden, ob jemand darf oder nicht. Das Alter ist kein Kriterium mehr. Der Grund für den Sinneswandel ist klar: die Jungen spenden deutlich weniger als wir Alten. Schon interessant: man nimmt an, dass ungefähr 80% aller Menschen in Deutschland einmal im Leben auf Spenderblut oder Blutpräparate angewiesen sind (und Blutspenden auch für wichtig halten!) - aber nur knapp 3% der Bevölkerung spendet auch regelmäßig. Warum ziehen die jungen Leute beim Blutspenden nicht so richtig? Vielleicht weil wir früher in der Schule schmerztechnisch schon „geprägt“ wurden? Die Älteren können sich sicher noch daran erinnern: wir wurden „geritzt“! Hintergrund war die Pockenimpfung. Mit einer Impfpistole stand der Arzt neben uns, und hat uns als kleinen Schulkindern in den Oberarm geschossen. An der Einritzstelle ist eine geplante Infektion entstanden, die Haut hat eine „Pustel“ gebildet und daraus ist eine runde Narbe geworden. Die ist bei Leuten, die älter als 50 sind, oft auch noch heute am Oberarm zu erkennen. Das war praktisch unsere Tätowierung! Zurück zum Blutspenden. Auch interessant, dass auf dem flachen Land deutlich mehr gespendet wird als in den Städten. Aussage eines Fachmanns dazu: „Die Blutspenden haben auch einen hohen sozialen Stellenwert, hier trifft sich die Dorfgemeinschaft und tauscht sich beim anschließenden Essen aus.“ Ja, in Zeiten, in denen es keine Wirtschaften, keine Milchsammelstellen und keine Wartezimmer bei den Banken mehr gibt, ist das Blutspenden eine der wenigen Möglichkeiten, wo man noch mit anderen Leuten sprechen kann …….. Und warum nehmen viele Blutspender als Dank einen Bocksbeutel mit: hat 750 ml, 500 ml Blut wird gespendet, Bilanz positiv!!! Servus, der Eustach.


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