Wenn immer mehr darüber gejammert wird, dass in den Innenstädten viele Läden schließen, muss man zugeben, dass es uns Amazon, Zalando, Otto und Konsorten aber auch wirklich sehr leicht machen. Es ist dort alles sowas von einfach, dass es ist wirklich verlockend ist, mitzumachen. Wenn es nicht gerade um etwas geht, dass man anprobieren sollte, wie zum Beispiel neue Schuhe, wird gnadenlos online gearbeitet. Du bestellst vom Küchentisch aus und bekommst deine Ware schon einige Tage später bequem vor die Tür gelegt. Wie die Zeitung. Und wirst ständig darüber auf dem Laufenden gehalten, wie es mit deinem Päckchen aussieht. „Wir haben Ihre Bestellung erhalten und kümmern uns jetzt umgehend um den Versand an Sie.“ Prima! Dann: „Ihr Paket ist jetzt auf dem Weg zu Ihnen und wird Sie bald erreichen.“ Spannend! Und: „Jetzt live verfolgen - Ihr Paket wird Ihnen heute zwischen 11:20 und 12:50 Uhr zugestellt.“ Da muss ich aber sehen, dass ich daheim bin, um das angekündigte Großereignis nicht zu verpassen. Vielleicht kommt ja auch noch die Musikkapelle und spielt ein Ständerchen dazu! Aber im Ernst: es ist alles so einfach und ganz ohne Zeitdruck möglich. Nicht wie früher, als man zum Beispiel eine Fernsehsendung nur schauen konnte, wenn sie tatsächlich übertragen wurde. „Lineares Fernsehen“ nennt man das. „Ich muss los, um viertel neun wird „Monaco Franze“ auf dem Dritten wiederholt!“ „Ach Papa, mach langsam und schau‘ es dir morgen früh auf YouTube oder in der Mediathek an.“ „Nein!“, sagt der Vater. „Da bin ich eigen. Ich will es sehen, wenn es auch tatsächlich übertragen wird.“ Immer Zeitdruck. Wie auch früher beim Lottospielen. Am Freitagnachmittag war das eine wahre Rallye. Alle sind mit ihren (natürlich per Hand ausgefüllten) Lottoscheinen mit dem Auto in die Städte gerast, um rechtzeitig vor sechs ihren Schein abzugeben. Heute online, ganz bequem von daheim aus, 24 Stunden, rund um die Uhr. Und der Schein für Samstag kann noch bis 19 Uhr, eine Stunde, bevor die Zahlen gezogen werden, abgegeben werden! Ja, die liebe Zeit. Nie ist sie genug, immer ist sie zu knapp. Was allerdings schon nervig an den Online-Sachen ist: „Bewertung der Kundenzufriedenheit“. „Waren Sie mit unserem Service zufrieden?“ Wenn du nicht antwortest, zwei Tage später: „Sie hatten noch keine Zeit dafür, uns zu bewerten?“ Meine Antwort neulich: „Nein, wir haben geschlachtet, aber ich mach‘ es dann gleich.“ Servus, der Eustach.