FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Aus für "Mahlzeit" (Hochdeutsch)

28.02.2023
So, jetzt sind wir wieder mitten in einer der schwierigsten Zeiten im Jahr, der Fastenzeit. Jedes Jahr dasselbe, wenn der Fasching vorbei ist und an Aschermittwoch das böse Erwachen kommt. Wobei, die Fastenzeit, die nach dem Fasching 2020 begonnen hatte, war ja ganz besonders lang und hat praktisch drei Jahre lang gedauert! Jetzt also wieder eine ganz „normale“ Fastenzeit und ausgerechnet da bin ich an Aschermittwoch durch die Frage als Schlagzeile in der Zeitung aufgeschreckt: „Stirbt die Floskel „Mahlzeit“ aus?“ Erschrocken bin ich deshalb, weil es gerade jetzt, wo man ja kaum noch etwas isst, schmerzhaft ist, erfahren zu müssen, dass es mit „Mahlzeit“ bald vorbei sein soll. Dann wird es noch ruhiger in unserem ohnehin schon so ruhigen Landstrich. Vor allem in unserer aller Metropole Bad Neustadt mit seinen Großbetrieben, dem Campus und den vielen Verwaltungen. Vorsichtige Schätzungen laufen nämlich darauf hinaus, dass das Wort „Mahlzeit“ in „Neuscht“ an einem ganz normalen Werktag ungefähr 85.000 mal gesagt wird. „Mahlzeit“ wird in Firmen zwischen 11 und 16 (!) Uhr immer dann gerne genommen, wenn man jemanden begegnet und nicht weiß, was man sagen soll. Kennen wir ja alle: es kommt dir jemand entgegen, du weißt genau, dass du gleich irgendetwas sagen musst, auch wenn es noch so bescheuert ist und knörst dann zur Not halt ein verzweifeltes „Mahlzeit“ heraus. Ganz schlimm ist es, wenn dir - egal zu welcher Uhrzeit - jemand innerhalb von kurzer Zeit zwei- oder gar dreimal über den Weg läuft. Üblich: beim ersten Mal „Mahlzeit“, beim zweiten Mal nur ein freundliches Nicken und beim dritten Mal dann der legendäre Spruch: „Das nächste Mal kostet es eine Maß Bier!“ Zum Ärgern kann man „Mahlzeit“ übrigens ausnahmsweise auch schon ganz früh am Tag sagen. Wenn für 8 Uhr eine Besprechung angesetzt ist, alle da sind und der letzte um viertel neun angeschlappt kommt. Wenn dann jemand „Mahlzeit“ sagt, ist das die Höchststrafe! Die gute alte „Mahlzeit“ stirbt also langsam aus, aber andere, moderne und bedeutungsschwangere Wörter stehen schon bereit: „Resilienz“, „ergebnisoffen“, „Filterblase“, „Quantensprung“, „an seine Grenzen stoßen“, „alternative Fakten“ oder „Narrativ zum Beispiel. Ganz andere Gedanken hat sich mein Freund Gotthold zur Fastenzeit gemacht: Wie fastet eigentlich ein veganer Antialkoholiker? Er isst ein Schäufele und säuft vier Bier und drei Schnäpse dazu!“ Servus, der Eustach.

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