Fredis Glosse
Boochklöß, Schraubköpf und Häreser (Hochdeutsch) | 27.12.2022 |
Eigentlich hatte ich da, über das ich heute schreibe, schon lange vor, aber jedes Mal ist ein anderes Thema dazwischengekommen. Jetzt muss es aber sein, denn es geht um die Bewahrung von Kultur, Erinnerungen und Tradition. Wenn mich morgen oder übermorgen der Schlag trifft, kann ich es nicht mehr schreiben, also mache ich es jetzt endlich. In Zeiten von Gebietsreform (ja, ich weiß, dass die schon lange her ist), Verwaltungsgemeinschaften, Dörferzusammenlegungen und Spielgemeinschaften, kann man sich fast nicht mehr vorstellen, dass sich Nachbardörfer früher spinnefeind waren und sich gehänselt haben, wo es nur ging. Und deshalb gab es Spottnamen. Man hat mehr oder weniger erklärbare Spaßnamen für die Dörfer daneben erfunden und war dabei nicht gerade zimperlich. Eher harmlos waren (und sind) die „Önnerwässebrönner Bloobäuch“ (hatten billige, blaue Schürzen an, die bei Hitze oder Regen die Bäuche blau gefärbt haben) oder die „Burgläurer Boochklöß (haben die gekochten Klöße in ihrem Bach gekühlt). Auch nicht so schlimm die „Böschemer Maumer“, die „Nurdemer Linsegöger“, die „Wülferschhäuser Pätschermichel“, die „Flodunger Maulaffe“ oder die „Sänner Göger“. Zum Teil war es aber auch heftiger. Bei den „Herbschter Schraubköpf“ zum Beispiel. Frage: „Warum haben die Herbstädter immer einen Rollkragenpullover an?“ Antwort: „Damit man das Gewinde vom Schraubkopf nicht sieht.“ Oder bei den „Trappschter Häreser“. Erklärung: weil die Trappstädter früher oft Kröpfe hatten, konnten sie manche Wörter nicht aussprechen. Die Nachbardörfer haben das gewusst und gesagt: „Hey, Trappschter, sag einmal „Jucheirasa““ Ging wegen des Kropfes nicht, der Trappstädter hat sich aber bemüht und ein verkrampftes „Härasa“ rausgeknört. Und schon hatten sie ihren Spottnamen weg. Nicht immer ging es um Namen, teilweise hat man Dörfer und ihre Bewohner auch wegen ihrer Marotten aufgezogen. „Die Althäuser lassen immer die Hüt‘ auf“. Haben sie, die Männer, angeblich in der Wirtschaft gemacht, weil es sich bis zu zwei Bieren einfach nicht gelohnt hat, den Hut abzunehmen. Oder sie waren ganz einfach raffiniert. Wenn die Frau kurz vor zwölf kam und den Mann aus der Kneipe holen wollte, konnte er mit seinem Hut sagen. „Guck, Frau, grad‘ wollt‘ ich heim!“ Servus, der Eustach, guten Rutsch! |
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