FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Gute Geschäfte (Hochdeutsch)

15.02.2022
Heutzutage, wo die Spritpreise nur eine Richtung kennen, schlägt wieder die Zeit der Spezialisten, die immer wissen, wo die zunehmend unerschwingliche Flüssigkeit gerade billig ist. Und dann gibt es noch den glorreichen Ratschlag, ins Ausland zu fahren, weil dort Benzin und Diesel viel billiger sind als bei uns in Deutschland. Gut, wenn ich jetzt in der Nähe einer solchen Grenze wohne (Thüringen wird uns leider nicht viel nützen!), lasse ich mir das eingehen, aber bei uns? Und trotzdem musst du mit rechnen, dass es Leute gibt, die lesen, dass der Diesel zum Beispiel in Luxemburg nur 1,44 Euro statt knapp 1,70 kostet - und sich auf den Weg machen! Jemanden aus Oberweißenbrunn würde ich ja noch verstehen, denn da bist du fast schon halb dort. Aber wenn du zum Beispiel in Sternberg wohnst? Nein, Schmarrn, macht natürlich nicht viel Unterschied. Aber wenn irgend so ein heller Kopf doch auf die Idee käme? Die kürzeste Entfernung Bad Neustadt bis zur ersten Tankstelle in Luxemburg (Mertert) sind hin und zurück 740 km. Wenn dein Auto 6 Liter auf 100 km braucht und du nur in Deutschland tanken würdest, würde dich die insgesamt 714 Kilometer lange Strecke ungefähr 73 Euro kosten. Tankst du aber für die Heimfahrt in Luxemburg, reduziert sich alles auf 67 Euro. „Sechs Euro gespart! Denen habe ich es gezeigt!“ würde man dann hören. Ja, wir sind doch nicht blöd! So ähnlich denke ich auch immer, wenn mich meine Frau mit Gutscheinen zum Bäcker schickt. „2 für 1 Streusel-Käsekuchen“, „1 Dinkel-Baguette für 1 Euro“ oder „3 Salzstangen für 1 Euro“ steht da drauf. „Brauchen wir das wirklich?“ frage ich meine Frau immer. „Eigentlich nicht, aber wir sind doch nicht blöd! Das nehmen wir mit!“ Dann gehe ich los und hole das ganze Zeugs, das wir eigentlich gar nicht bräuchten. Noch schlimmer sind die Gutscheine der Kategorie „3 Quarkbällchen gratis“ oder „2 Braumeisterbrötchen gratis“. Weil ich es als höflicher, wohlerzogenen Rhön-Grabfelder Aborigine einfach nicht übers Herz bringe, mir nur die Gratis-Sachen für die Gutscheine zu fechten, nehme ich noch 2 belegte Brötchen, 3 mürbe Hörnchen, ein Brot und 2 Krapfen mit. Brauchen tun wir das alles zwar auch nicht, aber wir sind doch nicht blöd! Und immer, wenn ich aus dem Geschäft rausgehe und die Gutscheine eingelöst habe, kommt das herrliche Gefühl in mir hoch: „Die haben wir wieder schön ausgeschmiert!“ Servus, der Eustach.

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