Fredis Glosse
Geld regiert die Welt (Hochdeutsch) | 09.11.2021 |
Am 29. Oktober war Weltspartag. Wie ich das gelesen habe, habe ich erst einmal überlegt, ob so etwas in Zeiten von Negativzinsen überhaupt noch Sinn macht und ob es den Weltspartag wirklich noch gibt. Anscheinend schon. Die Banken und Sparkassen müssen ja schließlich ihre Luftballons, Kuscheltiere und Spardosen irgendwie loswerden. Weltspartag. Das hört sich heute an wie ein Relikt aus längst vergangenen, kuscheligen Zeiten, in denen eine Mark noch eine Mark wert war und schön brav ins Sparschwein geworfen wurde, um langsam, aber sicher (mit Betonung auf langsam) die erste Million aufzubauen. Heute? In Zeiten von cum- cum, cum-ex, Derivaten, Diversifikationen, Investmentbankern, Multi Asset Fonds und Absenzkapitalismus fällt es schon schwer, noch an eine Porzellansau zu glauben, die von Kindern schön fleißig mit Geld gefüttert wird, um irgendwann zum Schlachten in die Bank gebracht zu werden. Geld, Geld und nochmals Geld! Die ganze Welt rennt nur noch dem schnöden Mammon hinterher und treibt es zum Teil wirklich auf die Spitze. Die oben schon erwähnten cum-cum und cum-ex - Gaunereien zum Beispiel. Da geht es kurz erklärt um Geldgeschäfte, die sich rund um den Tag im Jahr abspielen, an dem für eine Aktie die Dividende fällig wird. Um den Tag herum wird die Aktie schnell zwischen Banken, Investoren und Fonds hin und her geschoben. Durch den schnellen Handel mit der Aktie kann das Finanzamt nur schwer nachverfolgen, wer sie eigentlich wann hatte. Mit dem Ergebnis, dass das Finanzamt gleich mehrere Steuerbescheide ausstellt und sich die Investoren mehrfach die Steuer zurückerstatten lassen, obwohl sie teilweise kein einziges Mal ein Anrecht darauf hatten. Man vermeidet also nicht nur Steuer, man holt sich aufgrund einer Gesetzeslücke auch noch zusätzliches Geld vom Staat! Für uns Normalsterbliche, anständige Leute mit Sparschwein daheim nicht zu blicken, für viele windige und geldgierige Finanzhaie völlig normal und legitim. Neulich war einer von ihnen im Fernsehen und hat das, was er mit cum-cum/cum-ex mit dem Start macht, so erklärt: „Es ist, wie wenn ich zu meiner Tochter sage, sie soll vor Mitternacht zuhause sein. Wenn sie dann eine Minute vor Mitternacht kommt, aber zwei Minuten danach wieder geht und ich sie darauf anspreche, sagt sie: „Was willst du denn, ich war doch vor Mitternacht da!“ Noch Fragen Kienzle? Nein, von mir nicht. Ich gebe auf. Servus, der Eustach. |
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