FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Ich bin doch nicht blöd! (Hochdeutsch)

26.10.2021
Ja, ihr ahnt es wahrscheinlich schon. Heute geht es mir um die Werbung. Ich glaube, es gibt nicht viel andere Themen, die uns alle zusammen dermaßen aufregen wie nervige Werbung. Ich sage nur ein Wort: „Seitenbacher“. Hör mir auf! Wenn ich das schon höre: „Woischt, Karle!“ Check24, Tipico und „Ich hab‘ mir ne neue Matratze gekauft.“ gehen in die gleiche Richtung. Nervig, und man kann es nicht mehr hören! Komischerweise: je länger es eine bestimmte Werbung nicht mehr gibt, umso lieber hat man sie. Im Nachhinein. Wie immer halt: alles, was lange her ist, wird verklärt und war bei rückwärtiger Betrachtung gar nicht so schlimm. Die Bundeswehrzeit zum Beispiel. Oder eben die Werbung von früher: der Persil-Mann, das HB-Männchen, Camel-Filter, die Klementine, Tilly von Palmolive, Bärenmarke, Asbach Uralt, Frolic, Aral, der Käpt‘n Iglo und und und. Aber seid ehrlich: gegen die heutige, personalisierte Werbung war das doch alles ein Dreck! Wenn du es nicht sehen wolltest, hast du kein Fernsehen geschaut und fertig. Heutzutage? Kein Entrinnen! „Personalisierte Werbung“ im Internet. Furchtbar! Du willst dir neue Gummistiefel kaufen, suchst im Internet herum, denkst dann aber, dass du doch noch ein Jahr wartest. Vergiss‘ es! Schnell sind die Teufel! Egal, was du ab der nächsten Minute im Netz aufrufst (www.mainpost.de, www.badfuessing.de, www.doppelherz.de): Gummistiefel, nur noch Gummistiefel! Am dritten Tag kannst du keine mehr sehen. Und sehnst dich nach Seitenbacher-Werbung im Fernsehen. Da kannst du dir wenigstens schnell die Ohren zuhalten. Aber im Internet? Keine Chance. Die Gummistiefel verfolgen dich bis in den Schlaf. Aber nicht mit mir! Ich krieg sie jetzt dran. Ich suche bei uns im PC nach Hühneraugenpflaster, Bremsenöl, Franzbranntwein und Durstbonbons, damit die im Internet denken, ich will nach Vierzehnheiligen wallen. Gleich danach soll meine Frau nach einer Luther-Bibel (die wallen nicht) und einem Schaukelstuhl suchen, der Enkel nach einem Saufurlaub auf Mallorca oder Ibiza und die Schwiegermutter nach einem neuen Gehwägelchen, Krücken und Stützstrümpfen. Damit sind die vom Internet sowas von durcheinander und verwirrt, dass sie das „www“ komplett abschalten! Dann hole ich mir zur Feier des Tages ein Seitenbacher-Müsli aus dem Kühlschrank, sauf einen gepflegten Asbach-Uralt dazu und rauche eine Camel-Filter. Denen geb‘ ich! Ich bin doch nicht blöd! Servus, der Eustach.

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