FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Impfen to go? (Hochdeutsch)

20.07.2021
So langsam ärgere ich mich, dass ich schon zweimal geimpft bin. Jetzt, wo die großen Belohnungen kommen, wenn man bis jetzt nicht wollte und sich nun doch impfen lässt. Was es da wohl alles angeboten werden wird? Eine Lotterie wie in Amerika, aber halt ein paar Nummern kleiner? Vielleicht ein Jahr lang Kreuzbergbier gratis, jede Woche frei Haus geliefert? Oder einen Platz gleich neben dem Landrat beim nächsten Weideabtrieb in Ginolfs? Oder noch besser: ein „Drückerle“, mit dem man sich vom Auto aus in Bad Neustadt bequem jede Ampel auf Grün schalten kann? Das wäre es doch! Ja, jetzt sind wir soweit. Es gibt mehr Impfstoff als gebraucht wird. Ist doch immer so. Wenn irgendetwas knapp ist, will es jeder und wenn genug da ist, interessiert es keinen mehr. Und die Politik wird rührig und überbietet sich mit Ideen für eine höhere Impfquote. „Impfen am Strand, in Kirchen, auf Festivals.“. Oder der Söder: „Impfen to go“. Damit liegt er aber falsch, unser Landesvater. „Impfen to go“ verstehe ich so, wie es bis jetzt war. Ich gehe ins Impfzentrum oder zu meinem Hausarzt, hole mir meine Impfung ab und gehe wieder heim. Wie bei „Essen to go“ eben. Was Markus Söder meint, müsste „Impfen auf Rädern“ oder so heißen. Wenn die Leute nicht zum Impfstoff kommen, muss das kostbare Gut halt zu den Leuten kommen. Möglichkeiten gäbe es genug für ein sogenanntes „niederschwelliges Impfangebot“. Von den Ampeln in Bad Neustadt hatte ich es schon. 14 Stück zwischen Niederlauer und Geis-Kreuzung und jeder steht da locker so lange, dass es für eine Impfung reichen würde. Die Aufklärung und das Warten danach müssten halt wegfallen. Da darf man nicht so genau sein. Impfteams an den Ampeln postiert, gewartet, bis alle Autos stehen, dann hin, aufgefordert, das Fenster herunterzulassen, sind die Oberarme links und rechts schon frei verfügbar. Zugestochen, Fenster zu und ab. Und wenn doch jemand wert auf einen ordentlichen Ablauf legt: Aufklärungsgespräch und Desinfektion an der ersten Ampel, bei der nächsten dann die Impfung und wenn es jemanden an der übernächsten Ampel immer noch gut geht, darf er weiterfahren. Was der Markus Söder auch noch vorgeschlagen hat, ist „Impfen an ungewöhnlichen Orten“. Tatsächlich! Tja, ich sehe schon die Bilder vor mir. Ein Impfteam kämpft sich im wabernden Herbstnebel über Stockheim und Willmars bis nach Filke durch und impft dann Wanderer direkt am berühmt-berüchtigten Mauerschädel. Servus, der Eustach.

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