FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Saal statt München (Hochdeutsch)

24.11.2020
Es ist ja bekannt, dass es die Leute derzeit vom Land in die Stadt zieht und das kann man im Großen wie im Kleinen beobachten. Viele, nicht nur Junge, gehen in Großstädte und Zentren wie Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt oder natürlich München und bei uns im Landkreis ist „die Neuscht“ das erstrebte Ziel vieler Rhön-Grabfelder Dörfler. „Urbanisierung“ nennt man das neudeutsch wohl. Unsere Oberen haben das natürlich schon erkannt und erst neulich hat man von Horst Seehofer und Julia Klöckner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz gehört, wie man dem entgegenwirken will. Der Horst zum Beispiel hat darauf hingewiesen, dass Außenstellen von Bundesministerien mehr und mehr aufs Land verlegt werden sollen. Finde ich gut und ein paar Ideen hätte ich auch schon. Eine Außenstelle des Bundesfinanzministeriums nach Rödelmaier, weil dort die Gemeinderäte peinlichst darauf achten, dass ihr Bürgermeister ja nicht zu viel Geld bekommt. Bauministerium nach Neuscht (wohin sonst?), Verkehrsministerium nach Herschfeld (auch keine Frage) und eine Außenstelle des Bundesverteidigungsministeriums irgendwo in die Walddörfer. Weil die sich noch nie etwas gefallen ließen! SR (Sonja Reubelt) statt AKK! Aber jetzt mal im Ernst: man kann, wenn man sich mal etwas näher damit befasst, immer wieder überrascht davon sein, welche Perlen und unterschätzte Kleinzentren es bei uns gibt. Ein gutes Beispiel und wirklich beeindruckend: Saal an der Saale, also „Sool“, wie wir sagen. Was die mit ihren ca. 1.500 Einwohnern alles haben, sucht bei uns im Landkreis seinesgleichen. Glaubt ihr nicht? Ich will euch mal aufzählen, was Saal alles zu bieten hat: Supermarkt (sogar ein Tegut!), Industrie (Texpa), Metzgerei, Bäckerei, Tankstelle, Gastwirtschaft, Apotheke, Gärtnerei, Hausärzte, Bank, Zahnarzt, Wallfahrtskirche, Mehrzweckhalle, Sportverein, Musikkapelle, Schule, Pferdegestüt, Bundesstraße (geht sogar mittendurch!), See (Struth), Flussmündung (Milz in die Saale) und seit heuer auch eine Frau als Bürgermeister. Und raffiniert sind die Saaler! Mit der Eingemeindung von Waltershausen haben sie sich auch noch ein Schwimmbad, ein Schloss, eine Mühle und eine Brauerei geangelt! Und wenn jetzt andere Kleinzentren wie Nordheim, Ostheim oder Oberelsbach beleidigt sagen: „Haben wir auch alles!“ mein ultimativer Konter: Saal hat auch noch einen Flughafen! Unfassbar, oder? Kompliment!
Servus, der Eustach.

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