FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

"Höflichkeit ist eine Zier, ...... (Hochdeutsch)

04.08.2020
....... doch weiter kommt man ohne sie.“ Ja, leider. Hierzu weiter unten. Wenn man wie ich gut sechzig Jahre alt ist, bekommt man immer öfter vor Augen geführt, dass man zu einer Generation gehört, die vieles nicht gewohnt ist, was für junge Leute von heute selbstverständlich ist. Homeoffice zum Beispiel. Während man allein dieses Wort noch vor 20 Jahren kaum gekannt hat, ist es heute ganz normal geworden, von zuhause aus zu arbeiten. Siemens und andere Weltfirmen wollen, dass das die Regel wird. Jeder wird halt leider nicht in den Genuss kommen. Stell dir vor, du arbeitest in Schweinfurt in einer der großen Fabriken an einer riesigen Stanzmaschine. Erstens werden sie die nicht so einfach in dein Wohnzimmer bringen und zweitens werden deine Nachbarn ihre Freude haben, wenn die Stanzmaschine letztlich doch in deiner Scheune steht und du in der Nachtschicht vor dich hin stanzt. Mit einem langen Drehautomaten sieht es nicht viel anders aus. Selbst Profisportler sehen sich mittlerweile damit konfrontiert, daheim trainieren zu müssen, weil die Sporthallen und Sportplätze gesperrt sind. Wenn dann der Speer- oder Hammerwerfer in seinem Garten übt, kann es für den Nachbarn schon ratsam sein, solange nicht aus dem Haus zu gehen. Aber zurück zum Generationenunterschied: junge Leute denken anders als wir Älteren. Ich habe neulich zum ersten Mal ein Hotelzimmer über das Internet („Booking.com“) gebucht. Früher hat man das per Telefon gemacht und war zufrieden, wenn man gemerkt hat, wie die oder der am anderen Ende der Leitung sich darüber gefreut hat, dass wieder ein Zimmer vermietet werden konnte. Heute? Du hast deine Buchung noch nicht losgeschickt, kommt schon per E-Mail: „Ihre Buchung wurde bestätigt.“ Schnell sind die, denkt man da. Nicht ahnend, dass das alles eine Maschine macht und gar kein Mensch mehr beteiligt ist. Und wenn du dann stornieren musst, denken wir Älteren noch: „Mensch, blöd und peinlich, da ärgern die sich sicher.“ Also Buchung storniert und wieder zwei Sekunden später die Antwort: „Ihre Buchung wurde storniert.“ Wieder kein Mensch beteiligt, nur ein Computer. Die Welt ist so etwas von gefühlskalt geworden! Apropos Höflichkeit. Neulich ein Mann in der NESSI: „Furchtbar, die Unhöflichkeit der jungen Leute von heute!“ Ein anderer Mann: „Aber er hat Ihnen doch gerade seinen Sitzplatz überlassen?!“ Antwort: „Das schon. Aber meine Frau steht immer noch.“ Servus, der Eustach.

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