Fredis Glosse
Das Wochenende öd' und leer (Hochdeutsch) | 21.07.2020 |
In Zeiten wie jetzt stehen viele Leute im Mittelpunkt, die es nicht gewohnt sind. Sie machen ihre Arbeit eher unspektakulär im Hintergrund. Krankenschwestern, AltenpflegerInnen, SupermarktkassiererInnen, ErzieherInnen, Rettungskräfte und und und. Nur zu wichtig, dass endlich einmal gewürdigt wird, was diese tüchtigen Leute in der Krise jeden Tag leisten! Gleichzeitig müssen wir aber aufpassen, dass wir nicht die vergessen, die von Corona so richtig gebeutelt werden und von denen wir das überhaupt nicht vermuten. Landräte zum Beispiel. Stellt euch einmal vor, wie sich das Leben eines typischen Landrats durch Covid-19 verändert hat. Der Habermanns Thomas zum Beispiel. Seit 2003 im Amt und just mit Beginn der Krise zum vierten und letzten Mal zum Häuptling von Rhön-Grabfeld gewählt worden. Hat jedes Wochenende vorsichtig geschätzt 15 Termine vom Feuerwehrfest übers Vereinsjubiläum bis zum Bieranstrich bei irgendeinem Kleintierzüchterverein und muss müsste so jedes Jahr auf mehr als 500 Termine alleine an Wochenenden kommen! Und seit Corona? Nichts! Nullkommanull! Pfeifendeckel! Kein Politiker-Derblecken in Burglauer, kein Festkommers, kein Weideabtrieb in Ginolfs, nichts! Er mit seiner Erfahrung wird es wegstecken. Aber stellt euch einmal vor, Corona wäre gekommen, als ein nagelneuer Landrat gewählt wurde, der sich schon darauf gefreut hätte, jedes Wochenende in einem Bierzelt, einem Sportheim oder einem Feuerwehrhaus sehnlichst erwartet zu werden, eine kurze Rede zu halten und dann zu Essen und Trinken eingeladen zu werden. Hundsfotze! Nichts! Der hätte nach acht Wochen seinen Rücktritt eingereicht, weil er gesagt hätte: „So hatte ich mir das nicht vorgestellt!“ Ja, nicht einfach. Sicher auch nicht für den Habermanns Thomas. So oft wie jetzt hat man den noch nie in einem Getränkemarkt gesehen. Trinken muss er ja trotzdem etwas, auch wenn es daheim ist. Jeden Freitag, jeden Samstag, jeden Sonntag daheim. Da muss man sich nach 17 Jahren Vollgas sicher auch erst einmal daran gewöhnen! Und so bleiben wir ratlos zurück und zermartern uns das Hirn über die Frage: gefällt es dem Landrat besser, wie es jetzt ist oder wie es vor Corona war? Zum Schluss ein Gedicht: „Das Wochenende öd und leer, auch sein Chauffeur schaut blöd daher. Da lässt der Landrat einen krachen und alle fangen an zu lachen. Er war zur Jagd und schoss daneben, das Wildschwein grinst - es bleibt am Leben!“ Servus, der Eustach. |
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