FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Heiliger Bartholomäus - bitt' für uns! (Hochdeutsch)

31.03.2020
Und, wie geht es euch so in Zeiten von Corona? Alles klar? Ja, wer hätte das alles noch Anfang März für möglich gehalten? Jetzt hat uns die Natur einmal mit aller Macht gezeigt, wo der Hammer hängt und wer eigentlich das Sagen hat. Alles, was noch vor zwei, drei Wochen undenkbar war, ist jetzt eingetreten: Olympia verschoben, Fußball-EM verschoben, keine Kirche mehr, keine Wirtschaft mehr auf. Viele von uns sind nur noch zu Hause und ein Problem haben jetzt die Männer, die immer zu ihrer Frau gesagt haben: „Das mach‘ ich, wenn ich mal Zeit habe.“ Ja, ja. Auch interessant: es gibt ja für so gut wie alles einen Schutzheiligen. Den heiligen Christophorus für‘s Autofahren, den heiligen Antonius („Schlamper-Toni“), wenn man etwas verloren hat und den heiligen Florian, wenn es um Feuer geht. Seuchen-Heilige gibt es auch jede Menge. Laut Internet ist der für Infektionskrankheiten der heilige Bartholomäus Buonpedoni (Italiener!). Diesen Namen hatte ich bis jetzt noch nicht gehört, aber durch Leistung fällt der gute Mann zurzeit ja nicht gerade auf. So bitterernst die ganze Sache auch ist, Witze werden darüber gerissen, dass die Schwarte kracht! Aber was bleibt uns denn auch anderes übrig. Gut gefallen hat mir ein Kommentar in einer Zeitung, der sich mit der Ausgangsbeschränkung befasst hat. Zu lesen war, dass es in Deutschland wohl keinen zweiten Landstrich gibt, der so gut auf die Corona-Krise vorbereitet war als Franken. Die Sozialkontakte einzudämmen, fällt uns demnach sowas von leicht, weil wir schon vor der Krise das vom Robert-Koch-Institut empfohlene „Social distancing“ vorbildlich praktiziert haben. Woanders auf der Welt müssen sich die Leute mit viel Mühe umstellen (z. B. Rheinländer!), uns Franken liegt das seit Generationen im Blut: sich mit anderen an einen Tisch zu setzen, fremde Leute anzusprechen und ihnen dabei auch noch frech ins Gesicht zu schauen oder gar ein längeres Gespräch mit ihnen zu führen, war noch nie unseres. Insgesamt ist bei uns also alles gar nicht so viel anders als vor Corona. Wir bleiben daheim, ertragen unser Schicksal und warten, was noch alles kommt. In neun Monaten kann es sein, dass der Campus in der Geburtsstation überdurchschnittlich viel zu tun hat. Und wenn dann so ein Kind ein paar Jahre später gefragt wird, wann es geboren ist und es sagt Dezember 2020 oder Januar 2021, wird es immer gleich heißen: „Äh! A Corona-Kind!“ Servus, der Eustach.

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