FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Nur noch eine Nummer (Hochdeutsch)

17.03.2020
So, gewählt ist endlich und ich hoffe, dass alle Plätze an den verschiedenen Ratstischen mit richtigen Fachleuten besetzt werden konnten. Wobei ich zu manchen Fachleuten ein gespaltenes Verhältnis habe. Mir fällt immer wieder auf, dass solche Spezialisten, die sich auf ihrem Fachgebiet sicher gut auskennen, das immer gerne heraushängen lassen. Gut zu beobachten, wenn zum Beispiel eine Ärztin oder ein Arzt oder so in einer Talkshow sitzen. Neulich erst wieder bei Anne Will. Es ging um Corona (was sonst?) und von einer eleganten Virologin hat man gehört: „Das betrifft hauptsächlich Patienten mit respiratorischen Erkrankungen.“ „Was heißt das?“ hat Anne Will gleich gefragt, worauf sich die Fachfrau beeilt hat, mit einem vorgeschobenen „Ach so!“ zu erklären, dass es da um Erkrankungen der Atemwege geht. Das deutlich verächtlich ausgesprochene „Ach so!“ sollte soviel bedeuten wie: „Ach ja, da draußen vor den Fernsehern hocken ja nur geistig Unterbemittelte, die nicht wissen, was respiratorisch ist.“ Jetzt wissen wir es! Leute, die sich auf einem bestimmten Gebiet auskennen, bringen es oft einfach nicht fertig, sich so auszudrücken, dass es auch Leute kapieren, die eben nicht vom Fach sind. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich zum Beispiel im Polizeibericht in der Zeitung lese, dass es zu einen Wildunfall auf der Staatsstraße 2445 kam. Woher soll ich denn wissen, wo die Staatsstraße 2445 ist??? Bei der A 71 oder der B 279 lasse ich mir das ja noch eingehen, die kennt bei uns jeder, aber die Staatsstraße 2445, die „NES 13“ oder die „NES 46“? Keine Ahnung! Soll ich erst ins Internet und suchen? Warum schreibt man da nicht einfach „zwischen Mittelstreu und Unsleben“ oder „zwischen Obereßfeld und Sternberg“? So einfach! Aber zunehmend besteht die Welt nur noch aus Zahlen und Nummern. Und irgendwie kann man auch das schon als Digitalisierung bezeichnen. Wenn du zum Essen in eine Pizzeria oder zum Griechen gehst, stehen in der Speisekarte immer die Nummern vor den Gerichten und viele bestellen nur noch mit diesen Zahlen. Bei komplizierten Namen wie „Arnaki kleftiko“, Skordalia“ oder oder „Kotopoulo lemonato me patates“ lasse ich mir das ja noch eingehen. Aber als ich neulich am Nachbartisch gehört habe, wie jemand „Erst die 15, dann die 43 mit der 7 und zum Trinken ne kleine 24“ bestellt hat, habe ich schon bei mir gedacht, wie einfach und doch kompliziert unsere Welt mittlerweile geworden ist. Servus, der Eustach.

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