FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Hose runter! (Hochdeutsch)

04.02.2020
Heute habe ich ein etwas delikates Thema. Es geht um das Sterben in Zusammenhang mit der berühmt-berüchtigten „Datenschutzgrundverordnung“. Ich verstehe es einfach nicht. In Kindergärten werden in Erinnerungsbüchern die Gesichter der Kinder geschwärzt, ein Immobilieneigentümerverband hat seinen Mitgliedern empfohlen, die Namen der Klingelschilder von Mietshäusern zu entfernen und durch Nummern zu ersetzen, Kirchen zeigen keine Messfeier mehr im Internet, weil man die Leute sieht, und Zeitungen hören damit auf, älteren Leuten mit Namen und Geburtsdatum zum Geburtstag zu gratulieren. Solange man lebt, alles in Ordnung, aber wehe dem, man segnet das Zeitliche und macht sich hinüber in die ewigen Jagdgründe. Aus und vorbei mit deinem ganz persönlichen Datenschutz! Bevor du in der „Totentafel“ landest, erscheint deine Todesanzeige und alles, wirklich alles, was dir zu Lebzeiten datenmäßig heilig war, wird öffentlich gemacht. Hose komplett runter: dein voller Name (bei Frauen auch das berühmte „geb.“), dein Geburtsdatum, dein Sterbetag, dein Alter, deine Charaktereigenschaften (treu, arbeitsam, fürsorglich, gut, lieb usw.), dein Wohnort, Datum und Zeit deiner Beerdigung, ein Bild und nicht selten auch dein Lieblingshobby (oft werden die Leute beim Wandern, auf der Jagd, beim Sport oder mit Hund gezeigt). Und weil das alles anscheinend so interessant ist, gibt es nicht wenige Leute, die in der Zeitung schon gleich früh um sechs Uhr als allererstes die Seite mit den Todesanzeigen und die Totentafel aufschlagen und sich daran ergötzen. Die Datenschutzgrundverordnung endet also unweigerlich mit deinem Tod. Schön für die Beerdigungsinstitute. Während sich andere Geschäftsleute lange abmühen müssen, herauszufinden, wo ihre Kundschaft sitzt, müssen die bloß jeden Tag in die Zeitung schauen. Da werden die verehrten, aber leider schon erblassten Kunden mit Name, Bild und Adresse veröffentlicht. Und diskriminiert wird bei den Todesanzeigen auch. Während die Leute, die in Schweinfurt und darum herum sterben, überregional gewürdigt werden (Frankenteil), erscheinen unsere Rhön-Grabfelder Lieben nur im Lokalteil. Warum? Ich weiß es nicht. Fällt mir nur auf. So, genug gewundert. Schön finde ich die lustigen Grabsteininschriften auf österreichischen Friedhöfen. Beispiel gefällig? „In diesem Grab liegt Anich Peter, die Frau begrub man hier erst später. Man hat sie neben ihm begraben, wird er die ewige Ruh‘ wohl haben? Servus, der Eustach.

<< zurück