Fredis Glosse
Schwatzhafte Tauben (Hochdeutsch) | 11.06.2019 |
Man macht sich manchmal Gedanken über Zeugs, bei dem man sich selbst fragt, ob man noch ganz bei Trost ist. Als ich neulich einen Bericht über den Wolf gelesen habe, der jetzt wieder bei uns Fuß fasst, und ob er geschossen werden soll oder nicht, habe ich mich daran erinnert, wie der Wolf zum Beispiel in den Märchen bekämpft wurde. Und ich habe mich allen Ernstes gefragt, ob man dem Wolf nach dem obligatorischen Bauchaufschneiden nur bei den sieben Geißlein Steine in den Bauch getan hat oder ob das beim Rotkäppchen auch so war. Zweifelsfrei herauszufinden war es nicht. So macht man sich ständig Gedanken über Dinge, die einem eigentlich völlig gleich sein könnten. Um das näher zu erklären, muss ich etwas ausholen. Ich war einmal in einem Dorf in den Haßbergen, weil ich dort etwas abholen und in den Kofferraum meines Autos laden wollte. Die Klappe vom Kofferraum war offen, ich habe eingeladen, mich im Haus noch kurz mit dem Verkäufer unterhalten. Geh‘ raus, klappe zu und fahre ca. fünfzig km heim. Als ich angekommen war, habe ich den Kofferraum aufgemacht und was springt heraus? Eine Katze! Hatte sich in ihrem Heimatort bei mir in das Auto gesetzt und ist mit mir heimgefahren. Viele Leute hätten jetzt gesagt, lass sie laufen, es ist ja bloß eine Katze. Aber ich als empfindsamer und feinfühliger Mensch habe mir sofort Gedanken darüber gemacht, dass die arme Katze mit Migrationshintergrund jetzt wohl fühlt. Hat sie Heimweh? Gefällt es hier bei uns in der Rhön? Merkt sie überhaupt, dass die Luft auf einmal etwas frischer ist als daheim und dass die Leute etwas anders reden? Und man könnte dieses Thema ja ausdehnen. Fühlt und verhält sich ein bestimmter Vogel, sagen wir einmal, ein Spatz, in Köln oder Berlin anders als in Schmalwasser oder Ottelmannshausen? Überträgt sich also der Charakter und das Verhalten der Menschen in einem bestimmten Landstrich auf die Tierwelt? Wenn das so wäre, müsste zum Beispiel eine Taube, bekanntlich ein eher ruhiger Vertreter unter den Vögeln, in Köln deutlich geschwätziger sein als ein Rhöner Spatz. Und verhält sich ein Fladunger Papagei typisch fränkisch, wenn ihm etwas auffällt und er sagt: „Mir gugge erscht amol“, während ein Papagei in Düsseldorf sofort losplappert und vor lauter Reden einen halben Liter Wasser saufen muss? Fragen über Fragen. Wie auch diese: „Warum stinken Fische so arg, obwohl sie ihr ganzes Leben lang baden?“ Ich weiß es nicht. Servus, der Eustach. |
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