Fredis Glosse
Idylle Nickersfelden (Hochdeutsch) | 28.05.2019 |
Es ist ja gemeinhin bekannt, dass man mehr von der Welt sieht, je langsamer man durch dieselbe reist. Mit einem Flugzeug sieht man nicht viel, mit dem Zug geht alles schnell, mit dem Auto auch. Eine Fahrt mit Schiff oder Boot ist da schon besser, denn da zieht die Landschaft schön langsam vorbei. Ich fahre viel Rad und irgendwie macht es Spaß, immer wieder die gleiche Strecke zu fahren und einfach zu beobachten und wirken zu lassen, was man unterwegs so alles sieht. Der Saaletalradweg von Bad Neustadt nach Bad Bocklet zum Beispiel. Erst die herrliche Wiesenlandschaft über Niederlauer bis Unterebersbach. Dann Nickersfelden. „Dorf, wo nie die Sonne scheint“ singt „Spilk“ frech. Stimmt natürlich nur im Winter, wenn es die Sonne kaum über den Wald schafft. Dann Roth und Steinach, bevor wieder ein Kleinod kommt: Hohn! Links ab, über die Saale und es dauert nicht mehr lange, bis Bad Bocklet. Da kehre ich dann oft in’s Bäcker-Café in einem Supermarkt ein, trinke einen Kaffee, esse etwas und beobachte die Leute. Verkäuferin: „Bitte?“ Kundin: „Tja, was nehm‘ ich denn?“ Verkäuferin: „Ganz was Sie wünschen!“ Kundin: „Schwer!“ Verkäuferin. „Zum Hieressen oder zum Mitnehmen!“ Kundin: „Zum Mitnehmen.“ Damit war die schwierigste Frage schon mal beantwortet. Komplizierte Leute! Am besten gefallen mir auf meiner Strecke die kleinen Dörfchen Hohn und Nickersfelden. Idylle in Reinkultur! In Nickersfelden steht direkt am Radweg ein kleines Fußballtor und oft ist nur ein Bub dort. „Und?“ habe ich neulich gefragt, „spielt keiner mit?“ „Nein, der andere hat heute keine Zeit.“ Bis mir klar wurde, dass es da wahrscheinlich nur noch einen anderen Buben in diesem Alter gibt. Schön! Dass man überhaupt noch ein Kind im Freien beim Spielen sieht, ist schon ein Wunder. Eltern müssen sich heute kaum noch Sorgen machen, denn wenn ein Kind daheim hockt und auf seinem Wischkästchen herumspielt, kann ja nicht viel passieren. Wobei unsere Digitalministerin Dorothee Bär neulich nach ihrem legendären Latexkleid-Auftritt einen bemerkenswerten Spruch losgelassen hat „Kinder sollen auch spielen und auf Bäume klettern. Aber warum sollen sie keine App haben, die ihnen sagt, von welchem Baum sie gerade heruntergefallen sind.“ Da muss man auch erst einmal draufkommen! Meinen zwei Nickersfelder Buben habe ich neulich etwas zugehört. Zum Schießen! „Mei Vadder iss a Schisser.“ hat der eine gesagt. „Immer wenn die Mama nedd da ist, schläft er bei der Nachbarin!“ Servus, der Eustach. |
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