FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Schischüh statt Sushi unn Shisha (Hochdeutsch)

27.11.2018
Früher waren Kochrezepte irgendwo auf einem Schmierzettel gestanden und sind von Generation zu Generation weitergegeben worden. Braucht es nicht mehr. Die jungen Leute machen das anders, gehen streng nach Rezept und ernähren sich modern. Sushi, also japanische Reisröllchen mit rohem Fisch, sind so stark im Kommen. Wobei Sushi ja schon rein von der Aussprache her nicht einfach ist. Stellt euch einmal vor, jetzt kurz vor dem Winter treffen sich zwei Frauen und die eine fragt: „Geht ihr am Samstag früh mit nach Schweinfurt zum Sushi-Essen?“ „Nein“, sagt die andere. „Wir haben keine Zeit, unser kleiner braucht neue Schischüh unn dann wolle mer noch in eine Shushi-Bar.“ Schischü, Sushi, Shisha. Nicht einfach. Ich würde, wenn meine Frau einmal nicht da ist, ja auch gerne einmal etwas anderes essen als Nudeln mit Tomatensauce. Aber wenn ich dann die Rezepte sehe und überlege, was ich da alles brauche, wie viele Töpfe und Schüsselchen ich schmutzig mache und dann wieder spülen muss, und wie lange das alles dauert, bis ich endlich essen könnte, lande ich doch wieder vor dem Kühlschrank, nehme das Gläschen Wurst raus und mache mir ein Brot. Der Teufel hat es aber auch gesehen mit dem Kochen oder Backen streng nach Rezept. Ich habe als junger Kerl einmal leichtsinnig gewettet, dass es gar nicht so schwer sein kann, zum Beispiel eine Eierlikörtorte zu machen, wenn man nur ein gutes und möglichst genaues Rezept hat. War auch alles ganz gut, bis ich einen Kranz mit lauter Sahnetürmchen oben außen herum machen musste, um dann endlich den Eierlikör in das so entstehende Hochplateau gießen zu können. Was war das Ende vom Lied? Der Eierlikör ist der Schwerkraft folgend wie ein kleines Flüsschen nach außen gelaufen, hat meine unstabilen Sahnetürmchen umgeschmissen und ist außen an der Torte nach unten auf den Küchentisch und dann auf den Boden gelaufen. Nix war es mit meiner Eierlikörtorte nach Rezept. Und so habe ich bis gestern nach einem Rezept gesucht, das so einfach ist, dass es sogar ich hin bringen würde. In einer Zeitung habe ich dann eine Werbung für „Grevensteiner Landbier“ gesehen und neben dem Bier war ein Brot mit rohem Schinken abgebildet. Das Rezept gleich daneben: „Schneiden Sie zwei Scheiben Schwarzbrot ab und bestreichen Sie sie mit Butter. Dann einige nicht zu dünne Scheiben von einem rohen Schinken abschneiden und das Brot damit belegen. Fertig.“ Habe ich gleich ausprobiert und was sage ich euch? Es hat geklappt! Servus, der Eustach.

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