FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Die Jugend von heute (Hochdeutsch)

26.06.2018
So! Schluss. Aus. Fertig! Die Tage werden wieder kürzer. Für mich jedes Jahr eine traurige Erkenntnis. Wochen und Monate lang ist es aufwärts gegangen und jetzt geht es rückwärts. Deshalb verstehe ich es auch nicht, wie man zu diesem traurigen Anlass überall Freudenfeuer (Sonnwendfeuer) abbrennen kann. Da gibt es doch nichts zu feiern! So etwas gehört im Winter gemacht, wenn die Tage wieder länger werden und es wieder aufwärts geht. Machen sie in Salz seit dem vergangenen Jahren. Die denken mit! Den jungen Leuten wäre das wahrscheinlich völlig gleich. Die feiern immer, ganz egal um was es geht. Plakat aufgehängt, ein Fass Bier angestochen, Flasche Asbach an die Wand genagelt, Grill raus, Musik an, los geht's! Ja, ja, die Jugend von heute. Wird immer raffinierter. Neulich haben bei Marktheidenfeld zwei sechs- und achtjährige Buben Mamas Auto genommen und eine Spritztour gemacht. Sechs und acht Jahre alt! Da sind wir früher gerade einmal Bonanzarad gefahren! Und: solange der sechsjährige gefahren ist, ging es gut und kaum ist der achtjährige ans Steuer, hat es gekracht. Egal. Die Jugend ist wichtig! Blutspender-, Fachkräfte-, Nachwuchsmangel, wo man nur hinschaut. Die Handwerker werden bald verrückt. Finden keine „Stifte“ mehr. Und haben damit zu wenig Leute, aber jede Menge Arbeit. Die Leute rennen ihnen die Bude ein! Du kannst dich heute ja als Handwerker vor Aufträgen kaum retten. Da haben daheim wahrscheinlich schon Angst, dass das Telefon klingelt und schon wieder einer etwas gemacht haben will. Von den Betriebsautos wird die Werbung abgekratzt und wenn sie irgendwo auf einer Baustelle sind, fragen sie den Bauherrn, ob sie in seine Garage fahren dürfen, damit kein anderer das Auto sieht und den Handwerker beim Feierabend abpasst und bittelt und bettelt, dass er einen Auftrag annimmt. Verkehrte Welt! Ich sag’s ja, die Jugend ist heutzutage so etwas von wichtig! Man kann nur an die Leute appellieren, Kinder in die Welt zu setzen, damit für Nachwuchs gesorgt ist. Manche Zeitgenossen sind da regelrecht vorbildlich und fangen so früh als möglich damit an. Habe ich neulich erst wieder gemerkt, als ich in der Stadt zugehört habe, wir eine junge Mutter mit ihrem Töchterlein geschimpft hat: „Das ist also die Jugend von heute. Mit 16 Jahren jeden Abend mit einem anderen fort, aber Mutters 30. Geburtstag vergessen! Das sieht dir ähnlich!“ Ja, ja, die Jugend von heute. Servus, der Eustach.

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