FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Geld rechiert die Welt (Mundart)

02.01.2018

Brossd Neujohr! Hobbt ihr gut oogfange? Bis off mei üblichs Räuschle isses bei mir ganz gut gange. Gfräächd hob ich mich gestern, wie ich n Gotthold Neujohr gewünscht hobb, ob die Kinner heutzudooch oo Neujohr wohl aa noch zu ihr Verwandtschofft gehn, ömm a guts neus Johr zu wünsche. Natürlich nedd ohne Hinnergedanke, denn gleich drauf is a finanziells „Neujöhrle“ vo Oma, Opa, Tante odder Onkel rüügewandert. Heut schreibt merr sei Grüß vielleicht scho per WhatsApp und die Beglückwünschte überweie offs Konto. Ich wääs es nedd. Es iss heut eefoch a annere Zeit und merr senn alle gspannt, woss merr in doss neu Johr widder alles für schlimm’s Zeuch erfohrn. Üüwers Geld und reiche Leut zum Beispiel. So wie ins vergange Johr, als ich üüwer die Meldung erschrogge bin, wie himmelschreiend ungerecht s Geld of die Welt verdääld iss: die ocht (!) reichste Mensche – alles Männer – hömm so viel Geld wie die örmere Hälft vo alle Mensche zomm! S reichst Prozent vo die Menschheit hodd demnoch mehr als der ganz Rest! Unglaublich, odder? Und wenn mer sich die ganze Schauermärlich üüwer Jahresgehälter vo die Konzernbosse, Millioneobfindunge, Ablösesummen bein Fußball usw. zu Gemüt führt, künnt een eh regelmäßig s kalte Grausen und merr ballt die Faust in die Dösche. Rührend und schö degeeche die folgend Gschicht. A orms Frääle hodd in ihr Not kurz vuur Weihnochde n Brief mit a dringende Bitte nei n Himmel oon liewe Gott gschriewe. Merr sölled ihr doch bittschön 100 Euro schick, däss sie sich zu Weihnochde wenigstens a boor vo ihr weeniche Wünsch erfüll könned. Irgendwie iss der Brief vo die Fraa beis Finanzamt geland‘. Die Kollechinne unn Kolleche dürrt worrn gerührt unn gleichzeitig berührt vo die Ormut unn Glaubenseinfalt vo die Fraa und hömm gsammelt. 70 Euro senn zommkomme unn mit herzliche Grüß von liewe Gott hodd merr derre Fraa doss Geld gscheggd. Sie hodd sich riesig gfrääd üwer die freundliche Zeile und doss Geld und gleich widder n Brief nei’n Himmel gschriewe: „Voller Freude habe ich das Geld erhalten. Danke vielmals und bitte darum, in Zukunft das Geld direkt an mich zu schicken und nicht durch das Finanzamt übermitteln zu lassen, denn die Spitzbuben dort haben gleich 30 Euro an Steuern einbehalten!“ In diesem Sinne wünsch ich euch a glückseligs neus Johr. Servus, der Eustach.


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