Manchmal passiert es, dass man etwas geschenkt bekommt, und im Nachhinein denkt: hätte ich dieses Teil nie gesehen! Vor etlichen Jahren habe ich an einem Sonntagfrüh mit meinem kleinen Neffen eine Vogelausstellung besucht. Es gab auch eine Verlosung. Wir haben mitgemacht und - oh Wunder: wir haben gewonnen! Einen Vogelkäfig. Als wir den Gewinn einlösen wollten, war die Freude noch größer: es war ein Vogelkäfig - mit Vogel! Einem Wellensittich. Als wir heimgefahren sind, war mein kleiner Neffe also stolzer Besitzer eines Vogels. Und seine Eltern dazu. Die Mutter war nicht gerade begeistert und hat es mir lange nachgetragen, dass ich als der Onkel ihres Buben dafür gesorgt habe, dass sie plötzlich einen Vogel hatten. So oder so ähnlich müssen sich derzeit die betroffenen Rhöner fühlen, die von der Bayerischen Staatsregierung einen Nationalpark geschenkt bekommen sollen. Als Beobachter der ganzen Diskussionen und der Aufregung höchst erstaunlich, wie man als gut 300 km entfernte Regierung ohne Not so viel Streit und Spaltung in eine an sich ganz ruhige und friedliche Gegend bringen kann. Die Frage ist nur, ob das die Staatsregierung so freiwillig vom Zaun gebrochen hat oder ob doch mehr dahinter steckt. Der Flughafen München soll irgendwann eine dritte Startbahn bekommen und am Riedberger Horn soll eine umstrittene Skischaukel gebaut werden. Beide Maßnahmen sind heftige Eingriffe in die Natur und müssen anderswo ausgeglichen werden. Man will also am Münchner Flughafen einige 100 Hektar Feld und Wiese für die dritte Startbahn zubetonieren und dafür in der Rhön (oder im Spessart oder sonst wo) 10.000 Hektar Nationalpark schaffen. Aber wäre das wirklich ein Ausgleich? Die Natur hat doch bei uns eh schon ihre Ruhe. Das wäre ja im übertragenen Sinne praktisch so, wenn du jemanden, der sowieso schon nur Radler trinkt, vorschreibst, dass er ab jetzt nur noch alkoholfreies Radler trinken darf. Also weniger als Nichts! Nicht einfach, das alles. Ich bin selbst hin- und hergerissen und kann nur empfehlen, dass man sich aktiv informiert, weiterhin alle Pros und Contras anhört und möglichst sachlich diskutiert. Andererseits müsste man schon alleine deshalb pro Nationalpark sein, um später, in ein paar Jahren, sehen zu können, ob wirklich alles so gekommen ist, wie es die Politiker jetzt versprechen. Wenn der NP 3 nicht kommt, werden wir das nie erfahren. Aber er wird ja eh‘ kommen, der Park. Fragt sich nur, wo. Servus, der Eustach.