FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Fluch oder Segen? (Hochdeutsch)

31.01.2017
Unbestreitbar ist, dass es heutzutage Probleme gibt, die früher schon rein technisch einfach nicht möglich waren. Lese ich doch neulich im Polizeibericht, dass in der Leitstelle in Schweinfurt ein Notruf eingegangen ist, am Telefon aber niemand zu hören war. Der Sachbearbeiter hat den Anrufer angesprochen, aber keine Antwort bekommen. Stattdessen waren im Hintergrund laute Geräusche zu hören, so dass man mit allem rechnen musste. Also ist ein Polizeistreife dorthin geschickt worden, wo der Notruf herkam (so etwas ist heute ganz leicht), hat aber nur einen Mann angetroffen, der auf seinem Hof herumgewerkelt hat. Herausgestellt hat sich dann, dass der Mann sein Handy in der Hosentasche stecken hatte und unbeabsichtigt einen Notruf ausgelöst hat. Er hat dann seine Mülltonnen durch die Gegend gekarrt und die hat man über das Telefon bis nach Schweinfurt gehört und dort mit dem Schlimmsten gerechnet. Passiert. Und stell dir einmal vor, du hockst bequem in deinem Wohnzimmer, draußen ist eine Schweinekälte und zur Unterhaltung ziehst du dir den berühmten Horrorfilm „Kettensägen-Erwin“ hinein. Dein Handy in der Hosentasche und wie du dich hinüber zu den Chips beugst, kommst du auf die Notruftaste und bist live mit Schweinfurt verbunden. Der Fernseher ist laut gestellt und der Mörder geht gerade mit der Motorsäge laut schreiend auf sein Opfer los. In Schweinfurt schrillen sämtliche Alarmglocken und die ganze Maschinerie wird in Gang gesetzt: Polizei, Feuerwehr, Notarzt, Rettungswagen, Notfallseelsorger. Dein Telefon wird geortet, Sirene, Martinshorn, Blaulicht vor deinem Wohnzimmer und du denkst: „Da muss irgendwo wieder etwas passiert sein.“ Scheißerleschieß! Du und dein blödes Handy sind an diesem ganzen Aufstand schuld! Peinlich. Und teuer! Man kann einfach nicht genug aufpassen. Das gilt auch für die Akteure der Prunksitzungen und Kappenabende, die jetzt wieder landauf landab absolviert werden. Der nächste Redner ist schon verkabelt und mit Mikrofon (Headset) ausgestattet. Weil er so nervös ist, hat man es auch schon eingeschaltet und er ist praktisch schon auf Sendung. Der Akteur muss vor lauter Aufregung aber noch einmal aufs Klo und der ganze Saal hört live mit, wie er sein Geschäft verrichtet und - anständig wie er ist - gründlich spült. Und der Erich an Tisch 5 sagt zu seiner Frau: „Endlich reents widder amoll. Zeit iss wurrn!“ Servus, der Eustach.

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