Fredis Glosse
Untertänigst Hochdeutsch | 12.05.2015 |
Ich bin nur froh, dass es den guten alten Duden noch gibt. Da kann man Wörter nachsehen, die mittlerweile nur noch höchst selten verwendet werden und im Duden meistens als "veraltet" bezeichnet werden. Aufgefallen ist mir die schon arg verquere Ausdrucksweise in alten Briefen ("Stilblüten"), wie sie mir der Gotthold neulich gezeigt hat. Zum Schießen! Beispiel gefällig? "An die Bezirkssparkasse. Sehr geehrte Herren! Mein Hund hat das Sparbuch Nummer 1006584 aufgefressen. Da ich den Hund nicht öffnen kann, möchte ich lieber ein neues Sparbuch. Mit der Bitte um geneigte Berücksichtigung meines Wunsches verharre ich mit ausgezeichneter Hochachtung als dankbarster Anton Helmy, Schieferdecker." Oder, mit Grußformel "Untertänigst" (!): "An das Heinsteinwerk. Sehr geehrte Herren! Ihr Ofensetzer, der meine Heizung repariert hat, soll einmal im Winter bei mir schlafen, damit er sieht, wie kalt es nach wie vor für mich als Frau ist. Untertänigst, Gisela Baumann" Und auch schön, aber schon nicht mehr ganz so unterwürfig: "Sehr geehrtes Fräulein! Wenn Sie noch einmal mein Friedchen schlagen, dann schicke ich Ihnen meinen Mann auf den Hals und dann sind Sie die längste Zeit Fräulein gewesen! Frau Paula Jung." Und mit der alten Postleitzahl, also vor 1993 an das ZDF geschrieben: "An das Zweite Deutsche Fernsehen, 6500 Mainz. Sehr geehrte Damen und Herren. Herzlichen Dank für die gestrige Wettervorhersage. Wir waren gerade damit beschäftigt, die 60 cm "heiter bis wolkig", die Sie für heute angekündigt hatten, aus unserem Keller zu pumpen. Hochachtungsvoll, Lisa Beck" Und bei der folgenden Entschuldigung ging es um den verlorenen Aufsatz vom kleinen Richard über den Dreißigjährigen Krieg: "Entschuldigungszettel. Hierdurch wird bescheinigt, dass mein Sohn Richard den Dreißigjährigen Krieg verloren hat. Er wird aber sofort einen neuen beginnen, sobald als er der Schule daheim ist. Tief ergebenst, Richard's Mutter". Und zu guter Letzt zeigt sich, in welch' dramatischer Lage der selige Otto Maier gewesen sein muss, als er dort hin ging, wo auch der Kaiser zu Fuß hin muss: "Otto Melp, Hausbesitzer, hier. ehr geehrter Herr Melp! Der Abort in unserem Haus ist baufällig! Wenn ich mich auf ihn setze, bin ich mit Lebensgefahr verbunden!! Hochachtungsvollst, Otto Maier." Mit vorzüglichster Hochachtung, der Eustach. |
|
<< zurück |