FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Weiße Sonntage

28.04.2015
So, so langsam dürften wir es für heuer wieder geschafft haben. Die Weißen Sonntage sind vorbei. Ja, richtig gelesen. Heutzutage ist das nicht mehr "Der Weiße Sonntag" sondern es sind "Die Weißen Sonntage", denn schließlich zieht sich das Fest in Zeiten riesiger Pfarreiengemeinschaften ja fast bis zur Schnitternte hin. Und wie unterschiedlich das heute ist! Aufstrebende, stadtnahe Dörfer mit 1.500 Einwohnern kommen locker über 20 Kinder, die Provinz in der Provinz bekommt mit Mühe und Not fünf Kinder aus drei verschiedenen Dörfern zusammen. Ja, ja. Noch vor 20-30 Jahren hat man alle Kinder gekannt, die Kommunion hatten, denn schließlich waren die schon Jahre vor ihrem großen Fest - zumindest am Sonntag - in der Kirche. Und heute? So ab Neujahr kannst du dir ohne jeden Aushang oder Pfarrbrief gut vorstellen, wer heuer an der Reihe ist. Du siehst diejenigen Kinder mit ihren Eltern nämlich auf einmal in der Kirche. Hast du teilweise - Alt und Jung - vorher noch nie zu Gesicht bekommen. Dann kommt endlich der große Festtag - und die meisten (nicht alle!) der Kinder und Eltern atmen auf: Noch einmal am Sonntagfrüh aufstehen und überwinden, dann haben wir es. Ja, viele der Kinder, die gerade noch hochfeierlich Kommunion gefeiert haben, sieht man dann erst wieder bei der Firmung und vielleicht, wenn man Glück hat und sie kirchlich heiraten, bei der Hochzeit in Gottes heiligen Hallen. Als Pfarrer muss man sich vorkommen wie heutzutage ein Auto- oder Einzelhändler. Du bist am Ende immer nur der, der den festlichen Rahmen liefert. Die Kundschaft kommt, zeigt gespieltes Interesse, lässt sich beraten, macht dann endlich auch eine richtig große Probefahrt - kauft dann aber doch im Internet oder gar nicht. Und du schaust während der Kirche in Gesichter, die dir sagen wollen: "Hoffentlich ist der Zirkus hier bald vorbei, damit es endlich etwas zu Essen gibt. Ich habe Hunger!" Eines ist gleich geblieben: es wird an den Weißen Sonntagen unheimlich viel gefilmt und fotografiert. Aber heute macht das ja jeder selbst. Profi-Fotografen wie damals bei uns braucht man nicht mehr. "Selfie" ist das neue Zauberwort und der folgende Dialog, den es früher so oft gegeben hat, gehört leider der Vergangenheit an: „Tschuldigung! Könne Sie amoll a Bild vo uns gemach?“ „Ja. Wo muss ich denn drögg?“ „Dangge!“ „Moment, ich mach gleich noch ees. Falls doss erscht nix wurrn iss!“ War es nicht genau so? Servus, der Eustach.

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