FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Schinderlohn (Hochdeutsch)

03.02.2015
Wenn man liest, dass der Computergigant Apple in den vergangenen drei Monaten sage und schreibe 18.000.000.000 Dollar Gewinn gemacht hat (Rekord!), der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bis zu 100.000.000 Euro bekommen hat, der aktuelle VW-Chef Martin Winterkorn ungefähr 16.500.000 Euro im Jahr bekommt (von verdienen will bei den beiden Herren gar nicht schreiben, denn so viel kann gar niemand wert sein, egal was er für seine Firma alles erreicht), mittlerweile 1% der Weltbevölkerung 50 % des ganzen Geldvermögens gehört, könnte man bei jeder Diskussion rund um den Mindestlohn schon seine Wut bekommen. 8,50 Euro pro Stunde ist der gesetzliche Mindestlohn, auf stolze 7.000 kommt der Winterkorn's Martin ungefähr. Und was sich rund um den gesetzlichen Mindestlohn alles abspielt, ist schon erstaunlich. Es gibt LKW-Fahrer, zum Beispiel aus Tschechien oder Polen, die bekommen pro Stunde 2,50 Euro. Mindestlohn? Das ist dann schon eher ein Schinderlohn! Wenn jetzt diese LKW-Fahrer aus Tschechien oder Polen die deutsche Grenze passieren, ist seit 1. Januar der deutsche Mindestlohn von 8,50 € fällig. Und wenn sie auf der anderen Seite wieder aus Deutschland hinaus fahren und dasjenige Land keinen Mindestlohn kennt, geht der Verdienst mit dem Grenzübertritt wieder auf besagte 2,50 Euro zurück. Wundert euch also nicht, wenn ausländische LKW-Fahrer jetzt nicht mehr rasen, sondern gaaanz langsam über die deutschen Autobahnen schleichen. Und von wegen Bürokratieabbau! Jeder tschechische oder polnische Spediteur muss ab jetzt jede Fahrt durch Deutschland wegen des Mindestlohnes bei der deutschen Bundesfinanzdirektion anmelden. Außerdem muss jeder LKW-Fahrer immer seinen Arbeitsvertrag (in deutscher Sprache!) dabei haben und in diesem muss stehen, dass er, solange er durch Deutschland fährt, tatsächlich 8,50 Euro in der Stunde bekommt. Der deutsche Zoll ist für die Kontrolle zuständig und wacht streng über die Einhaltung der Vorschriften. Was da noch alles kommen kann! Ein Blick in die Zukunft: sobald ein Holländer mit Wohnwagen kurz nach Aschaffenburg die bayerische Landesgrenze überquert, muss er auf den nächsten Parkplatz fahren, eine Lederhose, ein blau-weiß kariertes Hemd und Haferlschuhe anziehen und einen Hut mit Gamsbart aufsetzen. Überwachung: FFW Hösbach. Und Käse essen ist bis Bad Reichenhall streng verboten. Servus, der Eustach.

<< zurück