FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Klein gegen Groß (Hochdeutsch)

24.05.2022
Die Leute haben es nicht gerne, wenn ihnen etwas vorgegaukelt wird. Das konnte man erst vor zwei Wochen wieder erleben, als in Vorbereitung der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen die beiden Spitzenkandidaten Hendrik Wüst (CDU) und Thomas Kutschaty (SPD) zum unvermeidlichen Fernsehduell gegeneinander angetreten sind. Weil Hendrik Wüst stolze 1, 91 m groß, Thomas Kutschaty aber nur 1,70 m klein ist, hat man ihn, den Kutschaty kurzerhand auf ein kleines Podest gestellt. Damit der Größenunterschied deutlich kleiner erscheint als die doch beträchtlichen 21 cm. Betrug!!! Da ist es bei der Bundestagswahl letztes Jahr schon ehrlicher zugegangen. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass man Olaf Scholz im Fernsehduell gegen Armin Laschet damals ein paar Haare auf die Platte geklebt hätte. Aber warum haben kleine Männer angeblich wirklich Probleme wegen ihrer „Größe“? Dass Napoleon mit seinen 1,68 m Komplexe hatte, ist bekannt. Auch bedenklich: Kim Jong Un misst 1,71 m, Wladimir Putin nur 1,70 m. Und Nicolas Sarkozy, von 2007 - 2012 französischer Staatspräsident, 1,65 m klein, hat angeblich nur Personenschützer eingestellt, die kleiner waren als er. Und seine Frau, die Bruns Carla, 1,75 m groß, durfte nur Schuhe mit flacher Sohle anziehen, wenn sie mit ihrem kleinen Zündhütchen unterwegs war. Wie hätte mein alter Freund Walter Mauer mit entwaffnender Logik dazu gesagt: „Groß ist er nicht, aber klein!“ Schon interessant, was man alles erfährt, wenn man sich über das Problem von kleinen Männern näher informiert. Frauen fühlen sich von großen Männern angeblich besser beschützt wie von kleinen. Außerdem wäre körperliche Größe bei Männern ein Zeichen für Gesundheit, gute Gene und Status. Und: die Grenze, ab der Männer keine Probleme mehr mit ihrer Größe haben, ist angeblich 1,73 m. Was die alles wissen! Ich kann es nicht beurteilen. Ich messe 1,81 m und bin damit ganz zufrieden. Leicht ist es sicher nicht, wenn man als Mann klein ist. So wie in einem der ersten Witze, die ich schon als kleiner (!) Bub gehört habe. Ein etwas kleinerer Pfarrer hat sich bei der Predigt immer auf ein Holzkistchen gestellt, damit er über den Ambo schauen konnte. Dann hat er in seiner leidenschaftlichen Predigt losgelegt und über das Fluchen geschimpft. Just in dem Moment hat es unter ihm geknackst und sein Holzkistchen hat den Geist aufgegeben. Und das Pfarrerchen hat geplärrt: „Liebe Leute, fluchet nicht, Sackzement, mei Kistle bricht!“ Servus, der Eustach.

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