FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Eingeborene, Immigranten und Outsider (Hochdeutsch)

15.03.2022
Eines gleich vorneweg: mit der Ein- oder Auswanderung von Leuten aus oder in Länder haben die Begriffe in der Überschrift bei dem, um das es mir heute geht, nichts zu tun. Es geht mir nämlich um „digital natives“, „digital immigrants“ und „digital outsiders“. Mit „digital natives“ sind die gemeint, die schon in die digitale Welt hineingeboren wurden (so um 1985 geboren), „digital immigrants“ sind die, die schon erwachsen waren, als die Computerwelt kam und die „digital outsiders“ schließlich wollen mit all dem überhaupt nichts zu tun haben. Ich mit meinen 62 Jahren auf dem Buckel sehe mich eindeutig als „digital immigrant“ und komme mit all der Technik einigermaßen zurecht. Mit Betonung auf „einigermaßen“. Es ist aber auch nicht leicht, in den modernen Zeiten mit Smartphones, Tablets, Laptops und modernen Männer-Klo’s = Pissoirs klarzukommen. Warum Pissoirs? Heute, wo man sein Wischkästchen immer und überall dabeihaben muss (es gibt kaum noch junge Leute, die selbst beim Blutspenden auf der Liege nicht mit ihrer Kiste spielen müssen!), ist es eben auch dabei, wenn man als Mann vor einem blank geputzten Pissbecken steht. Und wenn dir dein Telefon just in dem Moment aus der Hand gleitet und ins Wasser plumpst, kannst du nicht weg und irgendetwas zum Rausfischen holen. Läufst du nämlich weg, spült die Kiste bekanntlich automatisch und dein Gerät ist weg. Also musst du eisern stehenbleiben, bis jemand kommt und dir hilft. Und für uns Ältere auch nicht einfach: Mitglied in einer WhatsApp-Gruppe zu sein. Da schalten sich mehrere Leute zusammen, um sich gegenseitig Nachrichten und Informationen zu schicken. An sich ganz sinnvoll, aber es hapert an der Disziplin. Eine der Regeln: wenn jemand in der Gruppe Geburtstag hat, gratuliere nie in der Gruppe, sondern schreibe der- oder demjenigen außerhalb. Wenn nämlich 50 Leute in so einer Gruppe sind und einer fängt an, zu gratulieren, fühlen sich alle verpflichtet, das auch zu machen und es nimmt kein Ende. Ständig klappert die Kiste und du musst wieder draufschauen. Oder jemand erzählt über das Handy einen Witz in der Gruppe und drei Tage später schickt einer einen „Daumen nach oben“. Keine Sau weiß dann mehr, warum. Tja, moderne Zeiten. Auch im Auto: „Hey, Mercedes, mir ist kalt.“ Mercedes: „OK. Ich stelle die Temperatur auf 25 Grad.“ Aber: „Hey, Tesla, mir ist kalt.“ Tesla: „Mir auch! Halt einfach die Klappe und fahr weiter, sonst kannst du den Rest nach Hause laufen!“ Servus, der Eustach.

<< zurück