FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Links an nach Schilda (Hochdeutsch)

07.12.2021
Schildbürgerstreiche kennt ihr alle. Der bekannteste für mich ist der, in dem die Schildbürger im Krieg ihre Kirchenglocke verstecken wollten. Haben sie vom Kirchturm runter, auf ein Boot geladen, sind auf den See rausgefahren und haben die schwere Glocke versenkt. Und der Schmied hat sein Messer raus und an der Stelle, an der die Glocke versenkt wurde, eine große Kerbe in den Bootsrand geschnitzt. Damit man die Glocke später wieder findet. Super! Oft beteiligt bei modernen Schildbürgerstreichen: die öffentliche Hand. Hat jetzt in Form des Straßenbauamts Schweinfurt bei Gerolzhofen wieder einmal zugeschlagen. Und weil Gerolzhofen so weit weg ist, erkläre ich es mit einem Vergleich hier bei uns. Stellt euch vor, ihr wollt von Stetten nach Hausen fahren. Alles klar. In Stetten nach dem scharfen Rechtsknick an der Wirtschaft „Zur Linde“ vorbei, zum Dorf hinaus Richtung Fladungen und dann links ab nach Hausen. Keine Frage, oder? Oder würde jemand ernsthaft auf die Idee kommen, erst weiter Richtung Fladungen zu fahren und dann über den relativ neuen Kreisel mit einem großen Umweg ins Fridolin-Link-Reich zu reisen? Wohl kaum. Davon geht das Straßenbauamt Schweinfurt aber offensichtlich aus. Zur Erklärung: wenn man von Frankenwinheim nach Brünnstadt fahren will, ist es wie von Stetten nach Hausen. Zum Dorf hinaus und dann gleich links ab nach Brünnstadt. Wenn man nicht abbiegt und geradeaus fahren würde, käme man nach Gerolzhofen. So wie von Stetten nach Fladungen. Und jetzt kommts: das Straßenbauamt hat kurz vor Gerolzhofen bei einem Kreuzungsumbau, der insgesamt 150.000,-- € gekostet hat, für 40.000,-- € eine großzügige Linksabbiegerspur gebaut, auf der wahrscheinlich nie jemand fahren wird. Weil alle weit vorher schon abgebogen sind. Kurz nach Frankenwinheim. Die weißen Pfeile auf der Abbiegespur werden also jahrelang weiß wie Schnee bleiben. Tja, und was macht man jetzt mit einer nagelneuen Linksabbiegerspur, die nutzlos ist wie ein Kropf und die dort, wo sie ist, keine Sau braucht? Genau! Mit einem großen Bagger abreißen, auf einen Tieflader drauf und dorthin fahren, wo sie dringend gebraucht würde. Wo? Saal an der Saale. Der neue Supermarkt linker Hand Richtung Wülfershausen, der wegen einer fehlenden Linksabbiegerspur nicht kam. Sollte 1,2 Millionen € kosten. Und in Gerolzhofen ist einer für läppische 40.000,-- € übrig! Also Straßenbauamt Schweinfurt! Das ist es! Ärmel hoch und los! Servus, der Eustach.

<< zurück