FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Neue Ausdrücke (Hochdeutsch)

30.03.2021
Sprache entwickelt sich bekanntlich und genauso gut wie neue Ausdrücke dazukommen, fallen alte Sprüche und Ausdrücke weg. Wobei die neuen Worte und Begriffe, die jetzt aktuell sind, weitaus weniger lustig sind als die, die so langsam aber sicher in Vergessenheit geraten werden. Neue Ausdrücke, die es noch vor gut einem Jahr noch nicht gegeben hat, sind Spuckschutzscheibe, Impfzentrum, Ausbruchsgeschehen, Beherbergungsverbot, Abstandsgebot, Schmierinfektion oder Soloselbständiger. Lustig? Eher nicht! Die alten Sprüche und Ausdrücke dagegen: zum Schießen!!! Wenn man früher zum Beispiel als junger Kerl zum ersten Mal Bulldog fahren durfte und der Onkel hat zugeschaut, hat er oft gesagt: „Fohr nedd so gral rum!“ Das war, wenn man das Lenkrad zu sehr eingeschlagen hat und hinten die Deichsel vom Anhänger am hinteren Reifen des Bulldogs geschleift hat. Höflich waren unsere Altvorderen aber auch. Wenn die eine wohlgenährte Frau gesehen haben, haben die nie gesagt: „Guck mal, eine Dicke!“ Nein, taktvoll hat es geheißen: „Na, der schmeckt es aber scheinbar!“ Ist zwar auf dasselbe hinausgelaufen, war aber irgendwie vornehm. Die ähnliche Kategorie war, wenn einer wegen Krankheit 20 kg abgenommen hat und man ihn zum ersten Mal wieder gesehen hat. Da hieß es nicht: „Der sieht aber schlecht aus.“ Sondern: „Na dem haben sie aber auch die Gröbsten runter!“ Schön auch ein Ausdruck, den man heute kaum noch hört. Wenn einer mit seinem Auto - ob jetzt nüchtern oder besoffen – irgendwo hin gerumpelt ist, hat man oft gehört: “Au weh, doo isses ganz schöö witt gange!“ Hochdeutsch. „Das Auto ist heftig wider die Mauer gefahren.“ Oder so ähnlich halt. Einfühlsam waren die Älteren, aber trotzdem haben ihre Sprüche nie ihr Wirkung verfehlt. Wenn wir als junge Burschen einmal so richtig schlecht Fußball gespielt, gegen das Nachbardorf daheim haushoch verloren hatten und vom Sportplatz geschlichen sind, haben die Alten auf den Sportplatz gedeutet und gesagt: „Macht Kartoffel drauf!“ Elegant ausgedrückt, knallhart getroffen, aber nicht so beleidigend wie: „Ihr Blinden!“ Ich will noch einmal auf den neuen Ausdruck „Soloselbstständiger“ zurückkommen. Das ist wohl einer, der solo ist und selbstständig. Muss er auch, sonst würde er ja verhungern, der alte Junggeselle. Ja, die Junggesellen, immer noch mein Phänomen: „Sie vermehren sich nicht, aber sie sterben trotzdem nicht aus.“ Servus, der Eustach.

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