FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Arme Milchkühe (Hochdeutsch)

16.03.2021
Es gibt wahrscheinlich nicht wenige Leute, die denken, dass es unseren Haustieren zu Corona-Zeiten besser geht als uns Menschen. Könnte man meinen. Die Katze liegt wie immer faul neben dem Ofen, bekommt von Corona und dem ganzen Drama nichts mit, und die Hunde freuen sich, dass ihre Frauchen und Herrchen wegen Homeoffice so oft daheim sind und sich so jede Menge Zeit fürs Gassigehen nehmen können. Aber was für Hund und Katz grundsätzlich gilt, stimmt sicher nicht für typische Nutztiere wie zum Beispiel Hühner oder Milchkühe. Die werden ja oft verniedlicht und verklärt und wenn man Hühner in Freilandhaltung oder Milchvieh in ihren Riesen-Wohlfühlställen sieht, könnte man auf den ersten Blick auch wirklich meinen, dass es denen richtig gut geht. Weit gefehlt, sage ich euch! Der absolute Leistungsdruck, wie er bei uns Menschen in den Fabriken und an den Arbeitsplätzen herrscht, gilt schon seit langer Zeit ganz genauso auch für Kühe und Hühner. Viele Leute denken ja immer noch, dass Hühner Eier legen, damit wir etwas Gutes zum Frühstück haben. Ha, ha! Das Huhn legt, weil es sich vermehren will! Und weil man die Hühner so gezüchtet hat! Noch viel komplizierter ist es bei den Milchkühen. Viele wissen es vielleicht, aber ich habe mich jetzt noch einmal näher mit befasst, weil es mich ganz einfach interessiert hat. Also: eine Kuh gibt zum ersten Mal Milch, wenn sie ihr erstes Kälbchen geboren hat. Das Kälbchen wird aber gleich nach der Geburt gnadenlos von seiner Mutter getrennt und kommt in die Kälberaufzucht, wo es meistens Ersatznahrung gibt. Die Milch der Kuh, eigentlich für das Kälbchen bestimmt, muss ja verkauft werden. Für zartbesaitete Leute ist diese Trennung eine herzzerreißende Sache, weil Mutterkuh und Kälbchen nachweislich unheimlich leiden und richtig Trennungsschmerz haben. 4 - 6 Wochen nach der Geburt gibt die Kuh Milch wie verrückt, dann wird es weniger. Die Kuh wird dann gleich wieder (natürlich künstlich!) besamt. Sie stillt also noch (das Kälbchen nennt sich Melkmaschine!), ist aber auch schon wieder schwanger. Ich kann mir nicht helfen, aber ich mache mir da schon meine Gedanken. Tiere haben schließlich auch ihre Gefühle. Glaubt ihr nicht? Beispiel: das Vogelweibchen sitzt untröstlich auf dem Ast und ist in Tränen aufgelöst. Er, der Vogelmann, daneben, weiß nicht, was er machen soll und sagt dann: „Glaube es mir! Der blöde Ring ist von der Vogelwarte. Ich bin nicht verheiratet!!!“ Servus, der Eustach.

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