FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Kult-Autos (Hochdeutsch)

02.02.2021
Neulich stand in der Zeitung: „Jaguar baut ab 2025 nur noch E Autos“. Und Markus Söder hat ja auch schon vor längerer Zeit verlauten lassen, dass er das Jahr 2035 als Ende des Verbrennungsmotors für eine gute Idee hält. Damit ist aus meiner Sicht klar: die Tage der Autos, mit denen wir aufgewachsen sind, sind unwiderruflich gezählt. Jetzt will ich gar nicht über Sinn und Zweck dieser Entwicklung diskutieren - eine große Portion Wehmut ist aber dabei. Für die jungen Leute von heute geht es ja schon lange nicht mehr darum, welches Auto sie haben - Hauptsache sie haben eins. Kult Autos gibt es heutzutage eher bei den Mädels: Fiat 500 Cabrio, Mini, Ford Ka, Opel Adam. Früher? Da hatte kein Mädchen ein Auto. Wir wollten sie nachts ja heimfahren! Und mit was? Mit unseren Kult-Autos! Du hast damals nur etwas gezählt, wenn du eines der folgenden Fahrzeuge hattest: Ford Capri, Manta A oder B (GT/E!), BMW 2002tii, Opel Ascona, 190er Mercedes, Opel GT, Golf GTI, Opel Kadett C Coupé, 3er BMW. Und ganz wichtig: vorne auf der Stoßstange am besten gleich vier aufmontierte Hella-Zusatzscheinwerfer. Legendär! Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich 1976 den ersten Golf GTI auf einem Parkplatz stehen sah: 110 PS bei leer 810 kg, rot. Wenn du da vorne im Kühlergrill das Plastikschild mit den drei Buchstaben „GTI“ gelesen hast, hat dein Herz höhergeschlagen und es war dir klar: das ist er! Wenn man sich dann abends auf dem Dorfplatz getroffen hat, um zum Tanz in Großwenkheim, Obereßfeld, Schneckeneck-Rothhausen, Ebenhausen oder Unterpreppach zu fahren, sind die Boliden aufgefahren und gegenseitig bewundert worden. Spoiler hinten, Spoiler vorn, Rallyestreifen und bei den Mantas obligatorisch: der Fuchsschwanz an der Antenne! Schön, aber irgendwie auch ein riesiger Leistungsdruck, denn du wolltest ja mithalten, wenn die verschiedenen Marken aufgefahren sind. Warum das so war und was der Grund für die Geilheit auf das beste und schönste Auto war? Fragt mich nicht. Aber schön war’s! Das war übrigens auch die Zeit, wo bei einem Formel-1-Rennen im Fernsehen der Sound noch so war, dass die Aussteuer im Wohnzimmerschrank zu klappern begonnen hat. Als dann 1989 die Grenze fiel, hat man als Wessi erst einmal gemerkt, wie leicht es die Kerle im Osten hatten. Da war die Frage nur: hast du ein Auto, oder hast du keins. Auch nicht schlecht. Servus, der Eustach.

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