FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Out: Zündkerzen und Telefonhörer

18.02.2020
Sachen gibt‘s! In Berlin hat ein Mann einen Bollerwagen über eine ziemlich leere Straße gezogen und hatte 99 funktionierende Handys darin. Weshalb? Er wollte beweisen, wie leicht man Google Maps austricksen kann. Und das hat super gut geklappt! Google Maps ist bekanntlich ein Online-Kartendienst und überwacht auch den Verkehrsfluss, um bei Bedarf einen Stau zu melden. Funktionieren tut das, indem Google Maps ständig prüft, wie viele Handys auf einer bestimmten Wegstrecke in Betrieb sind. Und die logische Schlussfolgerung: wenn sich eine bestimmte Anzahl Handys auf einer bestimmten Wegstrecke befinden, muss ein Stau sein. Bei 99 Stück keine Frage! Dabei lagen die eingesammelt in einem Bollerwagen!  Google Maps hat das sofort registriert, einen Stau gemeldet und Umleitungsempfehlungen ausgesprochen. Und die Straße mit dem Bollerwagen war kreideleer. Will sagen: die moderne Technik ist hochintelligent und gleichzeitig dumm wie Stroh! Irgendwo beruhigend! Das Handy sorgt übrigens dafür, dass Sätze, die noch vor ein paar Jahren gang und gäbe waren, bald verschwunden sein werden. Zum Beispiel der Satz: „Der hat mich so aufgeregt, dass ich den Hörer vor Wut auf die Gabel geknallt habe!“ Gibt es bald nicht mehr. Und nach kurzem Nachdenken sind mir schnell mehr Sätze eingefallen, die es bald nicht mehr geben wird. „Hast du mal nach den Zündkerzen geschaut?“ Braucht nur ein Benzinmotor und dessen Tage sind bekanntlich gezählt. Oder: „Wer hat getragen?“ Wenn man nicht auf eine Beerdigung konnte, hat es einen immer interessiert, wer den Sarg getragen hat. Irgendwann, wenn es nur noch Urnenbeisetzungen gibt, ist das auch vorbei. Da dreht sich dann auch keiner mehr vor lauter Ärger in seinem Grab herum. Ist wahrscheinlich schon bis jetzt schwer gewesen, aber als Asche ist es ausgeschlossener als ausgeschlossen. Tja, die modernen Zeiten. Ein schöner Satz, der mehr eine Frage war, ist schon verschwunden. Leider. Die Frage war nämlich nicht nur schön, sondern auch sehr wichtig. Früher, als es noch Wirtschaften gab, saßen die Männer in Scharen dort zusammen und hatten ein Thema nach dem anderen. Der Gesprächsstoff ist so gut wie nie ausgegangen, aber wenn das dann doch mal der Fall war und auch nur eine halbe Minute peinliche Stille in der Kneipe geherrscht hat, war die folgende Frage immer die Rettung: „Woos kossdn die Säu?“ Gefragt - und die Kommunikation ist sofort wieder angesprungen. Schluss, aus, fertig. Es war einmal. Servus, der Eustach.

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