FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Dunkle Geschäfte (Hochdeutsch)

20.06.2017
Ganz nach dem Motto „Auch die Sonne hat Flecken“ habe ich jetzt gelesen, dass der berühmte englische Popstar Phil Collins neulich nachts in seinem Hotelzimmer aus dem Bett ist und aufs Klo wollte. Er ist gestolpert, auf einen Stuhl gefallen, hat sich den Kopf aufgeschlagen und musste im Krankenhaus genäht werden. Siehste, habe ich mir gedacht, muss der Phil Collins nachts also auch schon raus. Kein Wunder. Er ist Jahrgang 1951 und schon 66 Jahre alt. In diesem Alter fängt das Leben frei nach Udo Jürgens bekanntlich erst an, aber es geht spätestens dann halt auch damit los, dass man als Mann nachts mindestens einmal raus muss. Jetzt sind die meisten Männer so rücksichtsvoll, dass sie der Frau zuliebe das Licht auslassen, wenn sie rausklettern. Und schlagen sich nicht selten etwas an, wenn sie im Dunkeln irgendwo dagegen rumpeln. Ganz neue und moderne Hotels sind da jetzt schon so weit, dass, wenn ein unter dem Bett installierter Bewegungsmelder zwei Füße sieht, automatisch ein kleines, unscheinbares Lämpchen an geht und dem geplagten nächtlichen Klogänger den Weg ausleuchtet. Hast du es dann unfallfrei auf den Klo geschafft, kommt das nächste Problem. Aus Bequemlichkeit oder Sparsamkeit lassen viele Männer nämlich auch im Klo das Licht aus. Dass sie sich zum Bieseln hinsetzen, haben ihnen ihre Frauen beigebracht, und da funktioniert das Geschäft halt nur, wenn alles so aufgebaut ist, wie üblich. Der Deckel vom Klo muss oben und die Brille unten sein. Es ist ja höchst erstaunlich, was wir Menschen bei Bewegungsabläufen, die wir tagtäglich in der gewohnten Umgebung machen, für eine Sicherheit und einen Automatismus entwickeln. Eine Treppe, die du kennst, kommst du im Stockdunkeln ohne Probleme rauf und runter. Auf dem Klo dasselbe. Alles tausendmal gemacht, weißt du genau, wann beim Hinsetzen die Brille kommt. Aber wehe dem, die ist hoch geklappt. Kennt ihr dieses Gefühl? Du gehst langsam runter, wartest auf den gewohnten Kontakt zwischen Oberschenkelrückseite und der Brille, aber die kommt nicht. Ist ja oben. Da geht es vielleicht um zwei Zentimeter, aber das scheinen Welten zu sein! Du denkst, du fällst ins Bodenlose! Und dann presst sich der eiskalte, scharfe Keramikrand von der Schüssel in dein Bein hinein und du bist hellwach. Hat jeder sicher schon erlebt, aber man spricht normal ja nicht darüber. Deswegen habe ich jetzt einmal darüber geschrieben. Ihr sollt ja wissen, dass ihr mit euren Problemen nicht alleine seid. Servus, der Eustach.

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