FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Mäusevergiften (Hochdeutsch)

08.12.2015
Neulich habe ich gehört, dass es Kitas oder Kindergärten geben soll, in denen alle Spiele weg kommen, bei denen die Kinder verlieren können. Verrückt, oder?! Schwarzer Peter, Mensch ärgere dich nicht, Quartett - weg, einfach weg! Die Kinder sollen keine negativen Erfolgserlebnisse haben und bloß noch gewinnen. Wie der FC Bayern halt. Das kann es doch nicht sein! Die ganze Erziehung hat sich in relativ kurzer Zeit komplett geändert. Früher hat man Zeug mit uns gemacht, das wäre heute undenkbar. Das Schlachten einer Sau zum Beispiel. Damals ganz selbstverständlich: wenn die Sau „tot gemacht“ worden ist, mussten wir mit noch keinen zehn Jahren hin und das Schwänzchen halten. Und zuschauen. Keine Sau hat sich etwas dabei gedacht. Heute? Unmöglich! Oder wir sind im Dorf herumgeschickt worden und mussten irgendwelche Zettel an die Bauersleute verteilen. „Grüß Gott Irma. Ist der Linus da?“ „Naa. Der iss da dausses Mäusvergifte.“ Stell dir vor, da ist heute der kleine Bub einer ganz fortschrittlichen und modern erziehenden Mutter dabei und der Kleine erzählt das daheim. „Was? Mäuse vergiften! Die kleinen, possierlichen Tierchen vergiften?! Wie grausam!“ Das ist die Sorte Mütter, die, wenn ein Zettel vom Kindergarten kommt „Achtung, wir haben Läuse im Kindergarten“, sagt: „Ich finde es schön, wenn meine Kinder mit Tieren groß werden.“ Freilich! Und Nikolaus, jetzt ganz aktuell. Früher ganz einfach. Der Nikolaus hat mit seinem Knecht Ruprecht und der Rute schon beim Kommen fast die Tür eingeschlagen, als man den Vater von drin sagen hörte: „Fester!“ Und dann im Wohnzimmer: die Kette hingeschmissen, alle Kinder darauf knien und ein „Vater unser“ und ein „Gegrüßet seist du Maria“ beten lassen. Und wenn einer nicht weiter gewusst hat: drauf! Und der Vater mit seinen fünf Bier: „Fester!“ Und die Mutter daneben, mit drei Bier: „Jawoll, Vodder! Do hossde racht!" Heut“? Als Nikolaus musst du vorher fragen, ob der Ruprecht überhaupt mit hinein darf. Und nicht selten die Antwort: „Nein um Gottes willen. Kein Ruprecht. Das Kind erschrickt sich.“ Ja, ja. Und was wollten wir für früher sagen? Der Nikolaus ist mit einem Sack gekommen, an den ein Kinderbein genäht war. Und drin ein lebendiger Stallhase, der wild gestrampelt hat. „Schau! Da ist schon einer drin!“, hat die Mutter gesagt. Hat es uns geschadet? Ein bisschen schon, oder? Servus, der Eustach.

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