Fredis Glosse
Online-Wirte Hochdeutsch | 18.08.2015 |
Neulich hatte ich mit dem Gotthold die Idee, unsere zwei alten Fahrräder zu packen, mit dem Zug von Neustadt nach Schweinfurt zu fahren, um dann - ganz ohne Rhöner Hügel - ein paar Kilometer gemütlich am Main entlang zu fahren. Vor unserer Abfahrt habe ich nicht gut geschlafen, weil es mir vor der Fahrkartenkauferei gegraust hat. Zwei ältere Männer mit zwei noch älteren Fahrrädern von Neustadt nach Schweinfurt, das muss ja kompliziert sein, dachte ich. In Neustadt bin ich ganz vorsichtig und mehr neugierdehalber einmal in das altehrwürdige Bahnhofsgebäude und habe gehofft, dass vielleicht doch noch ein guter Geist drin sitzt, der hilft. Aber nichts da. Alles sauber und modern eingerichtet, links in der Ecke ein ganz neuer Automat mit der Aufschrift „Video-Reisezentrum“. Mehr gelangweilt habe ich auf einem großen grünen Knopf gedrückt, da hat sich prompt ein Mann auf dem Monitor gemeldet und gefragt, ob er mir helfen kann. „Ja wenn das geht, klar!!“ habe ich gesagt. „Zweimal Schweinfurt mit Fahrrad, alles hin und zurück.“ Ruckzuck hat der Mann das alles ausgekaspert, der Automat hat die Rechnung gezeigt, ich bezahlt und fertig war die Sache. Hervorragend! Da muss man die Bahn wirklich mal loben. Und eine Idee ist mir gekommen. Warum nicht nach diesem Vorbild Online-Wirtschaften einrichten? Viele Dorfwirtschaften sind leer, weil kein Wirt mehr drauf ist, aber noch gut beieinander. Und die Kundschaft ist auch noch da. Der Wirt sitzt zentral in Schweinfurt oder Würzburg und wird online in die verschiedenen Wirtschaften geschaltet. Die Gäste bestellen ein Bier, in Schorle oder einen Schoppen. Kassiert wird über den Automat und der Wirt gibt anschließend per Knopfdruck den Ausschank frei. Belegte Brötchen liegen in kleinen, gekühlten Fächern, man bestellt, bezahlt, der Wirt gibt das Fach frei und man nimmt sein Krakauer Brötchen raus und isst es. Wenn eine Schafkopfrunde zusammen sitzt und ein vierter Mann gebraucht wird, kann man sich das per Video-Wirtschaftszentrum auch noch vorstellen. Würde der Online-Wirt halt per Video zugeschaltet, sieht seine Karten und spielt über den Bildschirm mit. Nur wenn es auf das Ende zugeht, die Gäste in der Wirtschaft schon schwer beladen sind, der letzte Gast vom Stuhl fällt und der Wirt dringend zum Aufheben gebraucht würde, da kann dann selbst der beste Online-Wirt nicht mehr helfen. Servus, der Eustach. |
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