Fredis Glosse
Arme Truthähne | 02.12.2014 |
Andere Länder, andere Sitten. Das habe ich mir gedacht, als ich in der vergangenen Woche von "Thanksgiving" in Amerika gelesen habe. Das ist so eine Art Erntedankfest auf amerikanisch und wird jedes Jahr am vierten Donnerstag im November gefeiert. Ein Riesenfest, gesetzlicher Feiertag, bei dem traditionell alle Familien zusammenkommen und es so richtig krachen lassen. Man trifft sich, sitzt zusammen, unterhält sich, trinkt und isst natürlich. Und wie! Da wird so richtig reingehauen! Und was? Truthahn natürlich. Ganz Amerika isst an diesem Tag Truthahn – "Bibbgööger" wie man bei uns sagt – und so wundert man sich nicht, dass jedes Jahr an diesem einen Tag sage und schreibe 45 Millionen Truthähne in Amerika verspeist werden. 45 Millionen! Und vier davon werden jedes Mal feierlich vom amerikanischen Präsidenten begnadigt und nicht geschlachtet. Damit ist die Chance für einen amerikanischen Truthahn, den berühmten Feiertag zu überleben, ungefähr so groß, wie bei uns einen Sechser im Lotto zu haben. Jedes Jahr 45 Millionen Truthähne in Amerika weniger. Heißt das auch, dass 45 Millionen Truthennen Witwe werden? Quatsch! Habe ich auch nicht gewusst: Truthähne, die geschlachtet werden, sind männlich und weiblich, genauso wie die berühmten "Hähnchen" bei uns keinesfalls nur männliche Hühner sind. Der weibliche Truthahn heißt übrigens "Pute". Das ist für uns Franken ein schweres Wort und kann zu Missverständnissen führen. Meine Mutter ist vor einigen Jahren einmal mit einer anderen Frau am Sonntag von der Kirche nach Hause gegangen und wie man sich eine Zeitlang unterhalten hatte, hatte es die andere Frau plötzlich eilig, weil sie, wie sie wissen ließ, "ihre Bude noch putzen muss". Komisch, hat meine Mutter gedacht. Jetzt am Sonntagmittag, wo andere Leute kochen, muss die ihre Wohnung sauber machen? Schmarrn! Natürlich sollte es "Pute" geben und die musste eben noch geputzt werden. Ja, wir mit unserer Sprache. Ist ja auch nicht einfach. Missverständnisse sind da auch bei Vornamen nicht auszuschließen. Da wird bei den Kindern der Tim zum Dimm, der Patrick zum Baddrig und die Tatjana zur Daddjana.Geht ja noch. Wenn aber ein fränkischer Mann zum Beispiel Theo heißt, seine Frau Probleme mit Achselschweiß hat und im Freundeskreis laut jammert: "Mein Deo hat wieder einmal versagt!" Das ist für unseren armen Deo, ähh, Theo dann schon blöd, oder? Servus, der Eustach. |
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