FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Kürbisköpf to go (Hochdeutsch)

04.11.2025

So, wir haben es wieder geschafft und den schlimmsten Tag im Jahr gemeinsam hinter uns gebracht! Allerheiligen? Um Gottes willen, natürlich nicht – das meine ich nicht! Ich rede von Halloween! Meine Fresse (im Kürbis …)! Diesen unseligen, aus Amerika zu uns herübergeschwappten Brauch gibt es ja nun schon einige Jahre, aber ich rege mich jedes Jahr aufs Neue darüber auf! Bevor ich mich jedoch richtig über diesen „Süßes oder Saures“-Feiertag auslasse, muss ich etwas ausholen. Ich habe neulich das Buch „Strengt euch an!“ von Wolf Lotter gelesen. Lotter schreibt darin über die heutige Arbeitsmoral, und sein Buch gipfelt in dem bemerkenswerten Satz: „Noch nie haben die Menschen so wenig gearbeitet wie heute – und noch nie waren sie dabei so erschöpft.“ Wolf Lotter will damit ausdrücken, dass die Wochenarbeitszeit Mitte des 19. Jahrhunderts noch 82 Stunden betrug und dann im Laufe der Jahrzehnte über 60, 40, 35 bis heute teilweise auf 32 Stunden gesunken ist. Trotzdem sind die Menschen, die heute nur noch 32 Stunden in der Woche arbeiten müssen, nicht erholter als früher, sondern eher gestresster und unzufriedener. Erschöpft eben. Warum? Ständige Erreichbarkeit, Informationsflut, gesellschaftlicher Wandel, Zukunftsangst, Krisen, dauernde geistige Beanspruchung – das alles kennen wir. Die Älteren durch Beobachtung, die Jüngeren durch eigenes Erleben. Und trotzdem nimmt man gerade der jungen Generation viel – zu viel – ab! Kein Scherz: Im Katalog von Engelbert Strauss gibt es mittlerweile Arbeitskleidung im „Used Look“! Wenn du die anziehst, denkt jeder, du hättest schon unglaublich viel gearbeitet – dabei hast du keinen Finger krumm gemacht! Und passend zu Halloween: Ich habe in einer Werbung gesehen, dass es inzwischen fertig ausgehöhlte und verzierte Kürbisköpfe zu kaufen gibt. Das schlägt dem Fass doch den Boden aus, oder nicht? Gibt es demnächst im Baumarkt für die jungen Leute auf dem Land auch schon fertig umgesägte Maibäume? Oder bietet das bekannte schwedische Möbelhaus mit den vier großen Buchstaben bald komplett aufgebaute Regale, Tische und Stühle an? Und die Köttbullar werden fix und fertig verpackt zum Aufwärmen in der Mikrowelle gleich mit nach Hause geliefert? Irgendwann kann man bei Amazon & Co. dann wohl auch Brennholz ofenfertig in 25- oder 33-Zentimeter-Scheiten bestellen. Gibt’s schon? Weiß ich. Aber in meiner Theorie bringt der Amazon-Bote von April bis Oktober jeden Tag drei Scheite und setzt sie in der Holzhütte, in der er die restlichen Päckchen eh schon ablegt, auch gleich fein säuberlich auf! Schöne, moderne, einfache – aber auch gruselige moderne Zeiten … Servus, der Eustach.


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