Fredis Glosse
Neustädter Rotlichtmilieu | 15.07.2014 |
So, die Party in Brasilien ist vorbei. Deutschland ist Weltmeister, das ganze Land im Rausch. Meine Herren, wie waren diese vier Wochen schön! Außer Fußball nichts mitbekommen und alles, was auch nur irgendwie nach schlechter Nachricht gerochen hat, geistig einfach beiseite geschoben und weiter dem Fußballgott gehuldigt. Und da ist es doch tatsächlich so, dass die Politik so etwas wie eine Fußballweltmeisterschaft ausnutzt und so genannte unpopuläre Entscheidungen genau dann trifft, wenn das ganze Land durch die Droge Fußball wie betäubt ist. 2006 ist während der WM die Mehrwertsteuer erhöht worden, 2010 der Krankenkassenbeitrag. Und jetzt 2014? Diesmal hat die kleine Politik zugeschlagen und es bahnt sich an, das Bad Neustadt sein Rotlichtviertel weiter ausbaut. Jetzt muss ich's aber erst kurz erklären, weil mein Geschreibsel ja vielleicht auch von Ortsunkundigen gelesen wird. Um das horizontale Gewerbe geht es nicht, sondern ganz im Gegenteil um die drei Farben Rot, Gelb und Grün, in dieser Reihenfolge untereinander angeordnet, als in vertikaler Form: Ampeln! Dazu muss man wissen, dass Bad Neustadt von „Grüner Welle“ und intelligenter Ampelschaltung so viel Ahnung hat wie so manche Frau vom Autofahren auf dem Staffelberg. Von Münnerstadt Richtung Mellrichstadt einmal quer durch gibt es aktuell schon 13 „Lichtzeichenanlagen“ auf gerade einmal fünf Kilometern. Und was lese ich jetzt mitten in der WM, wo man außer dem Sport die Zeitung geistig sowieso mehr oder wenig abwesend liest, in der Main-Post? Das Neustädter Ampel-Drama soll jetzt weiter „opti“miert werden: beim Opti ist Gerät Nr. 14 geplant. Und: das Siemensviertel soll mit der Innenstadt verbunden werden und für die Fußgänger ist beim Starlight-Kino ein Übergang mit Ampel (!) vorgesehen. Die laufende Nr. 15! Dass die Ärzte in der Stadt ihren Patienten so wenig Rotlicht verschreiben, wundert mich nicht. Einmal quer durch Bad Neustadt und du hast deine Dosis für’s ganze Jahr! Und irgendwie haben die vielen Ampeln in Bad Neustadt anscheinend doch mit dem richtigen Rotlichtmilieu zu tun. Hat neulich bei der Post angeblich eine Polizistin einen Autofahrer angehalten, weil der bei Rot über die Kreuzung gebrettert war. „Wie viel?“ hat er durch das herunter gekurbelte Autofenster gefragt. „90 Euro!“ hat die Beamtin geantwortet. Und was sagt unser Rhöner Rotlichtsünder? „Ist in Ordnung. Steig ein!“ Servus, der Eustach.
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