FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Kultur beim Teufel (Hochdeutsch)

26.05.2020
Glück hatten wir alle, dass uns die Corona-Krise nicht schon in den 70er/80er-Jahren erwischt hat: nur drei Fernsehprogramme, kein Lieferservice, kein Internet! Was hätten wir dann nur gemacht? Das, was man in der Zeit vor 40 - 50 Jahren in unseren Dörfern halt immer gemacht hat: Musik oder Fußball gespielt, geschossen (Schützenverein) oder Feuerwehr. Gut, in der Feuerwehr war so gut wie jeder. Bei Musik, Fußball und Schützen hat es sich dann schon etwas unterschieden. Nur - alles was ich jetzt wehmütig aufgezählt habe, ist ein Zeiten von Corona nicht erlaubt. Aber schon interessant, wie alle versuchen, mit allen möglichen Zugeständnissen und Vorsichtsmaßnahmen doch wieder aktiv sein zu dürfen. Und spannend: vieles kommt wieder so zurück, wie es früher war. Die Fußballer dürfen, wenn sie trainieren, sich nicht im Sportheim umziehen und dort auch nicht duschen. Hatten wir alles schon gehabt! Früher eine Dusche in einem Sportheim? Da hätten wir erst einmal die Wasserleitung und ein Sportheim bauen müssen. Das Sportheim war früher eine Holzbaracke, in der das Abstreuwägele stand und wo es gezogen hat wie Hechtsuppe! Also sind die Spieler von daheim aus im Trikot zum Sportplatz gelaufen, haben gespielt und waren dann abends bis neun/zehn Uhr mit ihren durchgeschwitzten Trikots in der Wirtschaft gehockt. Wenn es ganz dreckig war, hat man in den Gang vor der Wirtschaft eine Brühgelte mit eiskaltem Wasser gestellt und da hat sich dann jeder den gröbsten Dreck abgewaschen. Und so gut wie ohne Zuschauer haben wir meistens auch gespielt. So wie jetzt die Bundesliga. Beim Revierderby Dortmund – Schalke waren 300 Leute im Stadion. Geisterspiel? 1978 in der C-Klasse bei Großeibstadt – Rappershausen wäre das eine traumhaft große Kulisse gewesen! Und die Musikanten? Da geht noch gar nichts. Weder bei uns auf den Dörfern, noch in der großen Elbphilharmonie in Hamburg. Mit einem der berühmten Blasorchester hat man jetzt angeblich tatsächlich Strömungsmessungen gemacht. Man wollte prüfen, wie sich das Virus über die Instrumente verteilen würde, wenn der Musikant infiziert wäre. Zeug gibt‘s! Die Trommeln haben angeblich ganz gut abgeschnitten. Tuba (Bass), Tenorhörner und die Klarinetten auch. Einmal geht’s oben raus, einmal unten. Ganz schlecht: Posaunen und Trompeten. Blasen den Leuten voll in die Gesichter. Blasmusik? Nicht heute und nicht morgen. Pfeifendeckel! Schade – Kultur beim Teufel! Servus, der Eustach.

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