FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Kapital und Arbeiterschaft (Hochdeutsch)

03.09.2019
Wenn im Internet oder in den berühmt-berüchtigten sozialen Medien einmal ein lustiges Video unterwegs ist, ist das so schnell nicht aufzuhalten. Ständig sieht man es und es wird in Windeseile von einem zum anderen weitergeschickt. Oft ist Quatsch dabei, aber manchmal auch ein Lichtblick. Wie der, wo ein älterer, redegewandter Herr mit offensichtlich guten Manieren und einer gepflegten Wortwahl die folgende Geschichte erzählt. Ein Bub ist zu seinem Vater gekommen und hat ihm erzählt, dass sie in der Schule jetzt bald Staatsbürgerkunde haben. Und er hat seinen Vater gefragt, ob er ihm nicht schon einmal etwas erklären kann, wie ein Staat funktioniert und was Politik ist. „Ja“, hat der verständnisvolle Vater gesagt. „das mache ich gerne. Ich zum Beispiel, ich arbeite, sehe, dass immer genug Geld ins Haus kommt, bin fleißig und verdiene das Geld. Ich bin das Kapital. Deine Mutter, also meine Frau (vielleicht es Kunnerle?), verwaltet das Geld, bestimmt, was damit gemacht wird und sagt, wo es lang geht. Deine Mutter ist - keine Frage - die Regierung. Unser Opa, der passt auf, dass alles in Ordnung ist, mit rechten Dingen zugeht und nichts verblödet wird. Der Opa ist somit die Gewerkschaft. Die Anna, unsere Haushälterin, die putzt, wäscht, bügelt und kocht für uns. Das ist die Arbeiterschaft. Und für wen machen wir das alles? Für dich, mein Sohn! Du bist das Volk! Und dein kleiner Bruder, der noch in den Windeln liegt, das ist die Zukunft. Hast du das alles verstanden?“ „Ja“, hat der Bub gesagt, „schon, aber ich muss da noch einmal darüber nachdenken und auch darüber schlafen.“ Er ist ins Bett und mitten in der Nacht aufgewacht, weil sein kleiner Bruder in die Windeln gemacht hatte und geschrien hat. Der Bub ist zum Schlafzimmer seiner Eltern, aber im Bett war nur die Mutter gelegen und hat geschnarcht. Er ist zum Zimmer der Anna, die lag im Bett, sein Vater war auch mit dabei und hat sich mit der Anna vergnügt. Und der Opa? Der hat durchs Fenster geschaut und dabei zugeguckt. Der Bub ist wieder in sein Bett und hat weitergeschlafen. Am nächsten Morgen hat ihn der Vater beim Frühstück gefragt, ob er noch einmal darüber nachgedacht und das mit der Politik verstanden habe. „Ja, schon.“, hat der Bub gemeint. „Habe ich. Das Kapital missbraucht die Arbeiterklasse, die Gewerkschaft guckt dabei zu, und die Regierung schläft. Das Volk wird ignoriert und die Zukunft liegt in der Scheiße. Servus, der Eustach.

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