Fredis Glosse
Wokmulde statt Wasserschiff (Hochdeutsch) | 25.10.2016 |
Neulich war ich eher zufällig wieder einmal in einem Möbelhaus und bin – weil ich Zeit hatte - durch die Küchenabteilung geschlendert. Und habe Bauklötze gestaunt! Eine moderne Küche von heute hat mit dem, was man früher so in den 60er-/70er Jahren hatte, ja gar nichts, aber überhaupt nichts mehr zu tun! Die ersten paar Minuten habe ich gar nicht gemerkt, dass ich bei den Küchen bin. Irgendwie merkt man erst beim genaueren Hinschauen, dass das tatsächlich Küchen sind. Alles ist verblendet und du weißt nicht, was sich hinter all den edlen Hölzern und Kunststoffen verbirgt. Früher kein Problem. Wie die Elektroherde aufgekommen sind, haben die Hausfrauen dem Frieden nicht getraut und den alten Holzofen mit gusseiserner Platte, Wasserschiff usw. erst einmal stehen gelassen. War praktisch: erstens war es immer schön warm in der Küche und zweitens konnte man bei Stromausfall trotzdem kochen. Heute? Fehlanzeige! Wenn der Strom weg ist, bleibt der Schnabel sauber und der Magen leer. Wie hat eine Küche früher ausgesehen? Platz war Luxus. Bei uns daheim: gleich links der Kühlschrank, ein Elektroherd mit vier Platten und einer Röhre, daneben als stromunabhängiger „Backup“ der Holzofen. Dann ums Eck herum die Arbeitsplatte und Schränke. Tisch und Stühle, klar, auf der anderen Seite die Couch für den von der Arbeit müden Vater, nebenan die Spüle mit einem Boiler für das heiße Wasser. Fertig. Wenn man zu bequem war, im Wohnzimmer den Ölofen anzuschüren, ist man einfach in der Küche geblieben. Macht man in der modernen Designerküche von heute auch, aber aus ganz Grund. Auf Barhockern sitzt man an einer Theke wie in der Kneipe. Ceran-Kochfeld, Wokmulde statt Wasserschiff in der Kochinsel, Mikrowelle, Kaffeevollautomat, Spülmaschine, Backofen, Fernseher, Stereoanlage, Kühlschrank, Weinklimaschrank – alles voll integriert und dank Verblendung auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Und: Küchen von heute haben Quadratmeter – da hätte früher eine achtköpfige Familie im ganzen Haus nicht mehr Platz gehabt. Auch: früher hat man sein Häuschen gebaut und dann die Küche hinein gekauft. Heute kauft man erst die Küche - und geht dann zum Architekten, der das Haus danach plant. Verrückt! Der Gotthold hat sich jetzt auf seine alten Tage auch noch einmal eine neue Küche gekauft. Sündhaft teuer!!! Warum? „Die soll schließlich die zweite Frau auch noch aushalten.“ Typisch Gotthold! Servus, der Eustach. |
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