Fredis Glosse
Modernes Shopping (Hochdeutsch) | 26.04.2016 |
Was war es früher doch einfach, etwas zu bestellen. Damals, als es noch Dorfwirtschaften gab, bist du hinein, hast dich hingesetzt und 90 % mussten überhaupt nichts reden. Der Wirt ist gekommen und hat ein Bier hingestellt. Und heute, in Zeiten von Internet, Online-Shopping 2.0 und E-Mail? Ich habe neulich bei einer Firma in Hamburg ein einfaches Plastikfläschchen bestellt. 14,85 € und ich habe dort nur deshalb bestellt, weil ich es woanders nicht gefunden habe. Schnell sind die! Kaum hatte ich meine Bestellung online hingeschickt, (18.04., 16:32 Uhr), war schon die erste E-Mail da: „Ihre Bestellung ist eingegangen und wird jetzt bearbeitet.“ Und dann ging es los! Ich bin von der Kiste fast nicht mehr weggekommen. 19.04., 08:45: „Ihre Ware wurde jetzt verpackt und ist auf dem Weg zum Versandservice.“ War mir eigentlich egal, ich habe das Fläschchen nicht so dringend gebraucht. Aber schon spannend. 19.04., 10:28 Uhr: „Der Versandservice hat Ihre Ware übernommen und ist nun auf dem Weg zu Ihnen.“ Ich wollte schon die Kaffeemaschine einschalten. 19.04., 12:04 Uhr: „Wir bitten um etwas Geduld. Unser Fahrer macht derzeit Pause, fährt aber gleich weiter.“ Mahlzeit, habe ich im Geiste gesagt. 19.04., 16:52: „Ihre Ware verlässt soeben die A 71, muss aber einen Moment warten, da von rechts (Wülfershausen?) drei Fahrzeuge kommen.“ Langsam mit die Gäul, dachte ich, ich brauche es doch nicht dringend! 19.04., 17:02: „Es tut uns leid. Unser Fahrzeug hat mit Ihrer Ware jetzt das Stadtgebiet von Bad Neustadt erreicht, wird wegen der vielen Lichtzeichenanlagen dort aber etwas mehr Zeit für die Auslieferung benötigen, als eingeplant.“ Bravo, dachte ich. Sehen die Hamburger auch einmal, was wir da immer mitmachen. 19.04., 17:17: „Ihre Ware befindet sich jetzt kurz vor Ihnen, wir sind gleich da.“ Blöd, weil ich musste mit der Frau noch zum Einkaufen. Also einen Zettel für den Fahrer und mein Fläschchen geschrieben und an die Haustüre gehängt: „Päckchen bitte in die Holzhütte legen.“ Über zwei Dinge habe ich dann sinniert: Habe ich für so einen Hochdeutschen alles richtig geschrieben und fühlt sich mein Fläschchen, das so hochmodern angekündigt wurde, in unserer dreckigen, verstaubten Holzhütte wohl? Anscheinend, denn: 19.04., 17:32: „Ihre Ware wurde angeliefert.“ Endlich! Und dann, 20.04., 06:30: „Waren Sie mit unserem Service zufrieden?“ Antwort von mir: „Ja, schon. Aber etwas aufdringlich wart Ihr halt.“ Servus, der Eustach. |
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