Fredis Glosse
Schöne Maid an blauer Donau Hochdeutsch | 27.10.2015 |
Oft zerbrechen sich ja Städte und Dörfer den Kopf darüber, wann man gegründet wurde und wann entsprechend die 1.000-, 1.250- oder 1.275-Jahr-Feier sein kann. Viele haben schon falsch gefeiert, weil plötzlich eine neue Urkunde aufgetaucht ist oder irgendein Historiker nachgewiesen hat, dass das schon lange gefeierte Jubiläum nicht stimmen kann. Wo man sich bei Städten und Dörfern noch vorstellen kann, dass die Gründung irgendwie belegt werden kann, habe ich neulich gestaunt, als im Fernsehen mit einer großen Show „150 Jahre Schlager“ gefeiert wurde. Die Mireille Mathieu war dabei, Vicky Leandros, der Howard Carpendale und Roland Kaiser. Schön, dass man auch an die Gründungsmitglieder gedacht hat, fand ich. Aber Spaß beiseite. Woher will denn jemand wissen, wann genau der Schlager erfunden worden ist? Hat sich vor 150 Jahren, also 1865, vielleicht der Tony Marshall mit einer Petroleumfunzel hingesetzt und „Schöne Maid, hast du heut‘ für mich Zeit?“ geschrieben? Oder ist der Wencke Myhre 1865 kurz nach dem Kinderfasching ihr Schlager „Ich will ‘nen Cowboy als Mann!“ eingefallen? Schmarrn! Angeblich geht der Begriff „Schlager“ auf Johann Strauss‘ Walzer „An der schönen blauen Donau“ zurück, weil das damals so ein Riesenerfolg, ein „Schlager“ eben, war. Wobei jetzt ausgerechnet das Jubiläumsjahr eines ist, in dem viele ganz bekannte und berühmte Musikstars quer über alle Stilrichtungen hinweg das Zeitliche gesegnet haben. James Last, Max Greger, Karl Moik, Udo Jürgens, Slavko Avsenik – alle nicht mehr unter uns. „Ja, ja.“, hat der Gotthold gejammert. „Slavko Avsenik, der Oberkrainer. Das waren halt noch Musikanten, die gewusst haben, was sich gehört!“ Wirklich? Der Ober-Oberkrainer Slavko Avsenik zum Beispiel hat das berühmte „Trompeten-Echo“ geschrieben, auf das wir früher immer gesungen haben: „Seppele stegg dei, Seppele stegg dei, Bibbele nei mein Bauch!“ Schlimm, oder? So etwas darf man doch nicht singen! Nur konnte da der Slavko Avsenik nichts dazu! Er hat es ja nicht gesungen. Aber der Heino, Bruder, lebt ja noch, singt in seinem Schlager „Blau blüht der Enzian“: „In der ersten Hütte hamm wir zusammen gesessen, in der zweiten Hütte hamm wir zusammen gegessen. In der dritten Hütte hab ich sie geküsst, keiner weiß, was dann geschehen ist.“ Quatsch! Jeder weiß es. Jeder! Oder etwa nicht? Servus, der Eustach. |
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