FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Eingemauert und gezähmt Hochdeutsch

29.09.2015
Irgendwie ist jetzt, Ende September, eine komische Zeit. Man weiß genau, dass der Sommer endgültig vorbei ist und trauert ihm nach. Das war aber auch einer, wie er im Buch steht! Unzählige Tage über 30 Grad, immer trocken, Biergartenwetter und Grillmöglichkeiten ohne Ende, nur kurze Hose und ein Hitzerekord nach dem anderen. 40,3 Grad sind gleich zweimal in Kitzingen gemessen worden. Deutscher Rekord. In Kitzingen! In Würzburg mit seiner Kessellage war es garantiert wärmer. Die sind aber zu blöd und messen auf dem Berg. Die Kitzinger Messstation ist wahrscheinlich beim Bürgermeister in der Küche und wenn es nicht für den Rekord reicht, wird die Backröhre eingeschaltet und die Klappe aufgemacht. Ja, ja, aus und vorbei! Den Spruch des Jahres hat eine alte Frau in Schönau losgelassen, die bei 35 Grad mit ihrem Mann Heu gemacht und gemeint hat: „Ban jetzt die Brend zufrier dääd, wär die größte Hitz‘ vorbei!“ Ja, die Brend. So ein kleines, beschauliches Flüsschen und was hat man in Bad Neustadt für eine Angst davor! Wer sich den Hochwasserschutz in der Otto-Hahn-Straße noch nicht angeschaut hat, muss das unbedingt nachholen. Gigantisch! In Bad Kissingen ist es mit der Saale nicht viel anders. Riesen-Betonwände vom feinsten und so weit auseinander, dass du zu tun hast, das kleine Flüsschen, wegen dem der ganze Aufwand betrieben wird, überhaupt zu erkennen. Die Brend. Dieser mächtige, eigentlich unbezwingbare, reißende Strom: endlich eingemauert und damit gezähmt. Der Bad Neustädter Bürgermeister wartet jetzt wahrscheinlich sehnlichst auf ein Jahrhundert-Hochwasser, damit endlich unter Beweis gestellt werden kann, dass der ganze Aufwand berechtigt war und die Brend dort bleibt, wo sie hingehört: in ihrem Bett. Ja, die Neuschter. Wenn sie etwas bauen, dann gescheit. Die neue Fußgängerbrücke, auch über die Brend, die zukünftig das Pecht-/Kaufland-Areal mit der Innenstadt verbinden soll, ähnlich gigantisch und massiv wie der Hochwasserschutz. Beton, Beton, Beton. Da sollen, wenn die Meininger Straße einmal gesperrt ist, wahrscheinlich auch Panzer und Schwertransporte darüber fahren. Zum Schluss in Einstimmung auf den Winter, noch ein Eskimo-Witz. Blöd, aber trotzdem irgendwie lustig: Laufen zwei Eskimos von der Kneipe nach Hause. Sagt der eine: „Wo ist denn dein Iglu?!“ Meint der andere: „Ach du lieber Gott! Ich habe vergessen, das Bügeleisen auszuschalten!!!“
Servus, der Eustach.

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